L'Eglise Aristotelicienne Romaine The Roman and Aristotelic Church Index du Forum L'Eglise Aristotelicienne Romaine The Roman and Aristotelic Church
Forum RP de l'Eglise Aristotelicienne du jeu en ligne RR
Forum RP for the Aristotelic Church of the RK online game
 
Lien fonctionnel : Le DogmeLien fonctionnel : Le Droit Canon
 FAQFAQ   RechercherRechercher   Liste des MembresListe des Membres   Groupes d'utilisateursGroupes d'utilisateurs   S'enregistrerS'enregistrer 
 ProfilProfil   Se connecter pour vérifier ses messages privésSe connecter pour vérifier ses messages privés   ConnexionConnexion 

Registrierung der deutschsprachigen Studenten
Aller à la page Précédente  1, 2, 3 ... , 16, 17, 18  Suivante
 
Poster un nouveau sujet   Répondre au sujet    L'Eglise Aristotelicienne Romaine The Roman and Aristotelic Church Index du Forum -> Pontifica Universitas Studiorum Aristoteliorum
Voir le sujet précédent :: Voir le sujet suivant  
Auteur Message
Ascan_rhegius



Inscrit le: 28 Fév 2025
Messages: 33

MessagePosté le: Mar Mar 04, 2025 8:27 am    Sujet du message: Répondre en citant

Ascan tritt näher an den Kardinal heran. Er sieht ihn an und die Fragen können alles und nichts bedeuten. Er fängt mit der einfachen Frage nach seinem Namen an. Ich kann euch nicht sagen was er bedeutet, Eminenz. Ich weiß nur, dass mein Ururgroßvater mal viel mit der Kirche zu tun hatte. Unser Stammbaum war allerdings nie weit verfolgt worden. Das Einzige was man an die Männer weitergereicht hat, ist der Name. Er braucht sich keine Geschichte ausdenken, die nicht existiert. Er weiß es nicht, warum er ausgerechnet einen solchen Nachnamen trägt. Es ist wahrscheinlich wie Müller und Hans.

Dann folgt die zweite Frage. Der Wind aus dem Norden. Er zog und zerrte an mir, dass ich immer weiter gegangen bin. Ich stamme aus einem kleinen Dorf an der französischen Grenze. Er überlegt kurz, doch dann spricht er weiter. Ich gebe zu, ich besitze nicht viel, wie man wohl an meiner Kleidung erkennen kann. Für dieses Auftreten möchte ich mich entschuldigen. Das was ich besitze ist mein Wille und mein Wunsch mit ganz dem Herrn zu widmen, seine Worte hinaus zu tragen und den Glauben zu schützen. Und ein verdammt gutes Leben zu führen mit Wein, Weib und Gesang.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Kalixtus
Cardinal
Cardinal


Inscrit le: 24 Fév 2013
Messages: 15178
Localisation: Roma, Palazzo Doria-Pamphilj

MessagePosté le: Mer Mar 05, 2025 6:28 pm    Sujet du message: Répondre en citant

    Kalixtus hörte aufmerksam zu. Ein Zeichen seiner bereits drehenden Räder. Er wog Potenzial ab. Im Grunde entschied sich die Karriere eines jungen Klerikers in genau dieser Situation. Sein Urteil ist entscheidend, denn wenn es ihn nicht überzeugt, dann passiert in der Regel nichts Relevantes. Natürlich gab es Wege, Umwege und Irrwege um dennoch sich nach oben zu arbeiten, aber wie hart das wird, das weiß jeder, der einmal versucht hat an Kalixtus Urteil vorbei an die Spitze zu gelangen. Im Grunde war es unmöglich.

    Das gab dem Kardinal Verantwortung, aber, was wichtiger war, sein Gegenüber wusste nichts davon. Er würde hier ein Pläuschchen halten, ohne zu wissen, dass sein Schicksal bereits geschmiedet war. Nun war es also eher eine Frage der Details.

    In jeden Fall ein interessanter und hübscher Name, der nicht mehr oft vorkommt. Du solltest wissen, Namen haben Bedeutung. Wer die Dinge beim Namen nennen kann, der erlangt Macht über sie. Deutungshoheit und Wissen.

    Um in meiner Gegenwart von Wert zu sein, ist der weltliche Besitz wenig entscheidend. Dinge wie diese sind schmückendes Beiwerk. Du hättest auch nackt vor mir stehen können und ich hätte keine andere Bewertung vorgenommen als was ich gegenwärtig tue.

    Er holte ein Blatt Papier raus. Das bist du. Vollkommen blank und leer. Ein Papier, wie jedes andere auch. Deine Geschichte wird erst geschrieben.

    Ich bin in der Lage dich zu lehren und aus einem Blatt Papier ein Buch und aus ein Buch, eine ganze Enzyklopädie und darüber hinaus ein ganzes Regal und dann eine ganze Bibliothek zu machen.

    Der Pfad, den du beschreiten willst, ist lang, aber lohnenswert. In deiner Vergangenheit hast du oft nur durch deine Fähigkeiten überlebt. Du wirst sie auch hier brauchen, um das zu erreichen, was du erreichen möchtest. Es ist wichtig, das Handwerk eines Klerikers zu erlernen. Der Zweck dieses Handwerks ist natürlich die Verbreitung des Glaubens.
    Das Funkeln in seinen Augen deutete an, dass es natürlich eine Vielzahl an zusätzlichen Zwecken dient. Je erfolgreicher wir im Handwerk sind, desto erfolgreicher können wir unsere Position innerhalb der Kirche verbessern und je erfolgreicher wir das tun, desto ... effektiver können wir die Interessen der Kirche durchsetzen.

    Kalixtus lächelte geheimnisvoll. Ich bin sicher, du verstehst. In deinem Kopf musst du also etwas umräumen, denn wir werden den Platz brauchen und füllen bis zum Erbrechen und wenn du sagst, du kannst nicht mehr, werde ich dich schleifen bis du diese Worte aus deinem Sprachschatz getilgt hast. Wenn du wirklich ein Kleriker werden willst und ich bin überzeugt das willst du, dann werden wir dich zu einem Kleriker ausbilden.

    Was sind deine Fähigkeiten, Stärken und Schwächen? Ich frage das, um zu erkennen, wo wir anfangen müssen, um aus diesen Rohdiamanten ein Juwel zu schleifen, beginnen wir bei null und ich meine null.

    Sei dir auch jederzeit bewusst, dass nicht nur du Zeit und Energie in dieses Projekt investierst, ich tue das genauso und wenn ich das Gefühl habe, dass du eine Zeitverschwendung bist, dann gebe ich dich auf und werfe dich in die Gosse aus dessen Loch du zu mir heraufgekommen bist.

    Ich denke, das Bild ist deutlich Ascan Rhegius, der vom Nordwind Geküsste.


_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Ascan_rhegius



Inscrit le: 28 Fév 2025
Messages: 33

MessagePosté le: Mer Mar 05, 2025 8:23 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Es bricht ein Redeschwall auf Ascan herein. Bei manchen Passagen muss er schmunzeln, bei anderen wird er wieder ernster. Er ist kein gläubiger Mann. Er ist in einem streng gläubigen Haushalt aufgewachsen, es war fast schon fanatisch, aber er hat sich stets die Frage gestellt, warum?

Hier ist die Antwort! Reichtum, Macht, das Streben nach einem besseren Leben und wenn er dafür erst durch den Dreck kriechen muss, wird er es tun. Eine Zeitverschwendung wird er nicht sein, denn er hat ein klares Ziel vor Augen und um das zu erreichen, würde er über Leichen gehen. Er hat oft gehört wie die Menschen sich über die Kleriker beschweren. Wie sie über die fetten Bäuche maulen und das gute Essen, was sie verspeisen. Den Reichtum, der zur Schau gestellt wird. Ascan war nie neidisch darauf, er hat es bewundert. Sie haben doch alles richtig gemacht! Und genau das will er auch.

Für einen Moment herrscht schweigen in dem Raum aber dann schmunzelt der Jüngere wieder und hebt entschlossen den Blick. Ich bin formbar und bereit mich schmieden zu lassen. Noch mag das Eisen hart und unbrauchbar sein, doch ein guter Schmied, der sein Handwerk versteht, macht auch aus dem härtesten Stahl ein hübsches Schwert. Man muss mich nur erhitzen. Er bringt die rechte Hand an seine linke Brust. Ich will es werden! Ich will diesen Weg gehen! Er scheint wirklich fest entschlossen zu sein. Meine Stärken sind für viele ein Laster. Ich höre mich gerne selber reden und ich habe noch nie vor Herausforderungen zurückgeschreckt. Ich bin es gewohnt gegen den Strom zu schwimmen und mich mit schwierigen Situationen anzufreunden. Das mit den Schwächen ist dann schon anders. Er trinkt gerne, er gibt sich gerne Frauen hin, er steht auf glänzende, teure und schöne Dinge. Er ist ein Schmarotzer durch, ein Lügner und er nutzt Menschen gerne einmal für seinen eigenen Vorteil aus. Ich kann nicht sehr gut lesen. Das nutzt er, um seine Schwäche zu erkennen zu geben. Ich kann das Alphabet und ich kenne jeden Buchstaben, aber das Lesen und Schreiben wurde mir nur sporadisch beigebracht. Warum sollte ein Bauernjunge dies auch können? Ich weiß, ich brauche es und ich strenge mich an immer besser zu werden. Das ist aber meine Schwäche. Wohl auch meine Manieren oder besser gesagt, die Etikett zu erlernen. Er zuckt leicht die Schultern. Er scheint einen Moment zu überlegen aber dann nennt er noch eine Schwäche. Manchmal muss man einiges Preisgeben um zu bekommen, was man will. Er pokert nun hoch. Ich verfalle manchmal den fleischlichen Gelüsten.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Kalixtus
Cardinal
Cardinal


Inscrit le: 24 Fév 2013
Messages: 15178
Localisation: Roma, Palazzo Doria-Pamphilj

MessagePosté le: Jeu Mar 06, 2025 1:37 am    Sujet du message: Répondre en citant

    Kalixtus füllte das weiße Blatt mit einer Vielzahl an Informationen und lächelte dann, bei der Antwort, des jungen Mannes.

    Es wäre Verschwendung, wenn du deine Lenden nicht für etwas Vergnügliches einzusetzen wüsstest. Kleriker müssen die Welt kennen, von deren Existenz sie predigen. Viele Menschen glauben, dass die Heiligkeit eines Klerikers in seiner unbedingten und übermenschlichen Natur liegt. Doch das ist nur das, was er werden kann. Ein Kleriker, der noch nie die Schenkel einer Frau oder wahlweise auch die Natur eines Mannes gespürt hat, der weiß recht wenig von den Freuden, die uns der Herrgott geschenkt hat.

    Natürlich, ich muss darauf hinweisen, gilt es ein Zölibat einzuhalten, wenn man die höchsten Ränge des Vatikans erklimmen will.
    Ascan erhielt einen für ihn deutbaren Blick.

    Dass du schlecht lesen und schreiben kannst, ist schlecht. Wer Kleriker sein will, muss das können. Es ist ein Basishandwerk, das unendlich wichtig ist. Ähnlich wie Rhetorik, aber daran mangelt es dir nicht. Ich kann das Potenzial da bereits sehen. Eine Knospe, die erst erblühen muss, aber das kommt mit der Zeit von ganz alleine. Sich aus Situationen herausreden zu können, ist mit Sicherheit ein Talent, das dir früher aufgefallen ist. Kleinigkeiten, etwa wenn man die Bauerntochter im Stall verführt, dem Nachbarn ein Stück Kuchen abschwatzen kann oder einen besseren Preis auf dem Markt bekommt. Hin und wieder dürfte dir dieses Talent nützlich gewesen sein, um in einer Grauzone deinen Weg zu beschreiten.

    Rhetorik und Wortgewandtheit ist ein wichtiges, vielleicht das wichtigste Basishandwerk eines Klerikers.

    Wer nicht gescheit sprechen kann, hat keine Zukunft hier. Kalixtus Stimme war eindeutig und klar. Man erkannte, dass er hier ein Urteil und bereits eine Entscheidung getroffen hatte.

    Die Universität kann dich nicht ausbilden, so lange du nicht richtig lesen und schreiben kannst. Wir werden uns damit zunächst beschäftigen müssen.

    Kalixtus nahm ein weiteres Papier und schrieb darauf einige Informationen. Er träufelte etwas Siegelwachs auf das Papier und drückte sein Siegel hinein. Dann unterzeichnete er das Dokument.

    Hast du eine Herberge in Rom?

_________________


Dernière édition par Kalixtus le Jeu Mar 06, 2025 2:55 pm; édité 1 fois
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Ascan_rhegius



Inscrit le: 28 Fév 2025
Messages: 33

MessagePosté le: Jeu Mar 06, 2025 9:00 am    Sujet du message: Répondre en citant

Jedes Wort, welches der Kardinal spricht, ist für Ascan eine Überraschung. Wenn er an den alten Pfaffen in seinem Dorf denkt, würde er nun mit Strafen besudelt werden, denn er begeht Sünde. Aber dieser hohe Kleriker nicht. Er empfiehlt sogar die Gelüste zu kennen, die Sünden gespürt zu haben, um den Mensch dahinter zu verstehen. So betrachtet hat es Ascan noch nie. Aber es macht Hoffnung und die wird mit den nächsten Worten weiter geschürt. Er sieht Potenzial in dem jungen blonden Mann und die innere Anspannung fällt ab. Sein Schritt, endlich ein besseres Leben zu führen, scheint greifbarer zu werden. Er muss nur lernen und lernen. Er muss sich genau jetzt anstrengen. Er muss jetzt einmal nach den Regeln spielen um später ein Leben voller Freude und Genuss zu leben. Ich werde lernen, wie ich nie zuvor gelernt habe! Das ist ein echtes Versprechen. Tag und Nacht, bis mir die Augen zufallen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein! Das Basiswissen ist ja da, es muss nur geformt und stabilisiert werden.

Bei der Frage der Unterkunft schüttelt er aber den Kopf. Ich habe mich an einem Bach außerhalb der Stadt nur frisch gemacht und bin dann gleich hier hergekommen, um mein Anliegen vorzutragen. Ich habe noch keine Unterkunft. Wenn ihr eine günstige Unterkunft kennt, würdet ihr sie mir nennen? Die letzten Taler würden nicht einmal für gutes Essen reichen. Aber er braucht nur eine etwas weniger stinkende Kleidung, eine willige Frau, die bereit ist sich von dem blonden umschmeicheln zu lassen und schon hätte er wieder Bett und Kost. Darüber macht er sich weniger Gedanken.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Kalixtus
Cardinal
Cardinal


Inscrit le: 24 Fév 2013
Messages: 15178
Localisation: Roma, Palazzo Doria-Pamphilj

MessagePosté le: Jeu Mar 06, 2025 3:22 pm    Sujet du message: Répondre en citant

    Die Informationen über den Aufenthalt in Rom entsprachen dem, was sich der Kardinal gedacht hat und daher reichte er ihm das gesiegelte Dokument.

    Das ist eine formale Einladung in den Palazzo Doria-Pamphilj. Das ist mein Palazzo hier in Rom. Da er schwer bewacht ist und mit einer mächtigen Mauer von der Außenwelt abgeschirmt wird, benötigst du eine Einladung um an meinen überaus missgelaunten Wachen vorbeizukommen in den Innenhof und dann noch einmal für den Palast selbst.

    Ich habe hier noch ein wenig zu tun. Das gibt dir die Gelegenheit, dein Zimmer in meinem Palast zu beziehen. Ich habe Anweisungen aufgeschrieben, die eine Suite herzurichten, dir frische neue Kleidung bereitzulegen, ein Bad und vieles mehr um dich für heute Abend herzurichten. Wir werden gemeinsam speisen und deinen Unterricht in Lesen und Schreiben beginnen.

    Verliere dieses Dokument nicht, der Weg ist nicht weit. Die Universität wurde nahe meines Palazzos gebaut. Gehe nicht in den Distrikt der zum päpstlichen Palast führt, die päpstliche Garde ist ohne Zweifel tödlich und nur ausgewählte Mitglieder des Klerus sind berechtigt den Papst zu besuchen. Vermeide es Ärger zu bekommen, dir wird ab jetzt der Stallgeruch von Kardinal Kalixtus anhaften und das gibt dir ein paar Freiheiten, aber auch ein paar rote Punkte, und zwar genau zwischen deinen Augen. Das sind die Zielmarkierungen meiner Feinde, die dich ausschalten wollen, um mich zu verärgern beziehungsweise, um mir eine Peinlichkeit zu bescheren, dass eines meiner Mündel fahrlässig genug war, sich erschießen zu lassen.

    Sei so gut und erspar mir so etwas.


    Kalixtus lächelte. Wir sehen uns zu Hause.

    Damit legte er das erste Papier, das er beschrieben hat in eine neue Akte mit dem Namen Ascan Rhegius und in das Regal hinter ihm. Die Zukunft hat gerade für den Jungen begonnen und die erste Seite seiner Bibliothek war geschrieben.

_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Ascan_rhegius



Inscrit le: 28 Fév 2025
Messages: 33

MessagePosté le: Ven Mar 07, 2025 7:26 am    Sujet du message: Répondre en citant

Ascan nimmt das Pergament an sich und dann hört er die Worte. Er wird Mündel dieses Kardinals und er ist erfreut und gleichzeitig auf der Hut. Wer selber hinterhältig ist, wird keinem Menschen sofort Vertrauen. Jeder schließt von sich auf Andere. Aber die Einladung ist trotzdem ein Segen. Jeder Satz wird sich eingeprägt und dann neigt er demütig den Kopf. Die Dankbarkeit muss er nicht spielen. Es ist immer erfreulich ein Bett zum Schlafen zu haben. Das macht den halben Tag aus. Habt Dank für Eure Güte mit einem einfachen Burschen Eure Eminenz. Denn nichts anderes ist er. Noch!

Ascan behält die Einladung in der Hand. Er zieht sich nun zur Tür zurück. Doch er geht nicht vorwärts, sondern rückwärts. Er lernte früh machtvollen Männern mit Titeln niemals den Rücken zuzukehren. Es ist auch eine Sache des Respekts.
An der Tür nickt er seiner Eminenz noch einmal zu. Dann verlässt er das Zimmer. Er wird sich auf die Suche nach dem Palazzo Doria Pamphilj machen. Er kann zwar schlecht lesen und schreiben aber er kann sich Worte gut merken und einprägen. Das war hier sein Vorteil.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Laturamedus



Inscrit le: 09 Avr 2025
Messages: 21

MessagePosté le: Jeu Avr 10, 2025 9:08 pm    Sujet du message: Répondre en citant

„Bist Du in Rom, mach's wie die Römer.“ Das hatte Latus Vater seinem Filius in grauer Vorzeit eingeprägt. Sonderlich viel von Rom wusste Latu nicht, bestenfalls, dass dort einst Gladiatorenkämpfe in prunkvollen Arenen ausgetragen wurden, gefolgt von noch prunkvolleren Festen, die wohl ebenso verschwenderisch wie chaotisch waren. Allerdings bezweifelte er stark, dass es seinem Ansinnen dienlich wäre, einen Wildfremden auf der Straße zu einem spontanen Gladiatorenkampf herauszufordern. Ein Bild formte sich in seinem Kopf: er, mit erhobener Arkebuse, einem wildfremden Mann mit Schwert gegenüber - dank Latus Treffsicherheit ein doch überraschend ausgeglichener Kampf - und die Menge ringsum jubelnd. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. Aber abgesehen davon waren diese Auseinandersetzungen zu damaliger Zeit doch recht ... blutig. Und während Latu noch immer Schwierigkeiten hatte, die Bedeutung der verschiedenen Farbcodes in der Aristotelischen Kirche zu verinnerlichen, war er sich zumindest sicher, dass „Weiß mit blutroten Flecken“ für den Beginn des Priesterseminars denkbar ungeeignet wäre.


Aber was taten die Römer sonst, worin Latu ihnen nacheifern konnte? Diese Frage, so wusste er, würde ihn wohl noch lange beschäftigen, falls er denn tatsächlich länger in dieser wahrhaft schönen Stadt verweilen sollte. Doch fürs Erste lag seine Priorität woanders. Die Zulassung zum Priesterseminar stand nämlich im Raum ... genau genommen stand er vor dem Raum, in dem darüber entschieden wurde … noch viel genauer genommen, stand er vor der massivsten und prächtigsten Holztür, die er je erblickt hatte, und die so groß war, dass er sich unwillkürlich fragte, ob die Kirche eine besondere Vorliebe für Riesenpriester hatte. Auch, ob er, der einer der wenigen Nichthünen im DKR war, überhaupt die körperliche Größe mitbrachte, um irgendwann die Priesterweihe empfangen zu können, er war halt normal, nicht zu groß und nicht zu klein. Doch es galt der alte und wahre Spruch: „Alle Büttel sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen.“ Und der oberehrige Weißbüttel wusste sich zu helfen, eigentlich immer. Und für genau solche Fälle hatte er seinen hünenmachenden Hocker dabei, auf den er sich immer zu stellen pflegte, wenn er Reden halten sollte.


Die goldenen Fresken an den Wänden des Foyers erzählten Geschichten von Heiligen und Märtyrern, inspirierend und zugleich einschüchternd. Die Stille war fast greifbar, unterbrochen nur durch das Klappern seiner Schuhsohlen, das durch den Flur hallte. Die weißeste Versuchung seit es weiße Ehrenbüttel gab, strich seine Robe glatt, die hartnäckig versucht hatte, genau in dem Moment zu zerknittern, als er das Haupthaus betreten hatte.


War das überhaupt die richtige Türe? Ein Gedanke stahl sich in seinen Kopf: vielleicht schickte er sich ja in diesem Moment an, an die Tür der Vorratskammer für kolossale Kleriker zu klopfen? Ein Blick auf das Messingschild an der Wand verriet ihm aber, dass dies der richtige Eingang war. Doch nun richtete sich seine Aufmerksamkeit auf den gewaltigen Löwenkopf, der mitten auf der Türe befestigt war und einen Ring im Maul trug. Warum müssen es immer Löwen sein? Warum keine Fische oder Hamster? Halt irgendwas, das nicht direkt nach „Fass mich an, und Du bist Deine Hand los!“ schreit?, schoss ihm durch den Kopf. Die kunstvollen Schnitzereien auf dem eichenen Massiv schienen ihn zu mustern – oder eher zu belächeln ... als ob sie wüssten, wie nervös er war. Vielleicht sollte dieses Ungetüm von einer Türe aber den Raum dahinter auch nur vor Widdern schützen ... oder vor besonders ehrgeizigen Mäusen.


Er strich seinen weißen Mantel glatt, der hartnäckig versucht hatte, genau in dem Moment zu zerknittern, als er das Haupthaus betreten hatte. Er atmete tief ein und griff nach dem Ring, als er plötzlich innehielt. Er hatte sich noch überhaupt nicht zurechtgelegt, wie er auftreten und was er sagen sollte. Er trat von der Tür weg und vor die gegenüberliegende Wand. Sollte er sich forsch präsentieren, selbstbewusst, die Tür einfach eintreten und dem Kleriker dahinter sagen: „Du sitzt auf meinem Platz!“? Nein, wohl bei weitem zu ambitioniert. Außerdem wartete hinter der massiven Eichentür, für die sicherlich ein ganzer Hain sein Leben lassen musste, allem Anschein nach Kalixtus höchstpersönlich. Die beiden kannten sich nicht, zumindest wurden sie einander nie vorgestellt, doch die Erinnerung an eine längst vergangene Begebenheit ließ ein Lächeln auf Latus Gesicht huschen.


Es war Jahre her, Latu selbst noch ein Knabe, auf einer seiner seltenen Reisen durch Bayern. Auf einem Marktplatz, umgeben von geschäftigem Treiben, war ihm ein Musiker in Erinnerung geblieben, ein fröhlicher, sorgloser Geselle mit einem sonnigen Gemüt. Doch seine Spielkunst ... nun, sie ließ bestenfalls zu wünschen übrig. Die Klänge seiner Fideln erinnerten mehr an den Versuch, selbige mit Sägeblätter zu stimmen, als an eine Melodie. Die Menge hatte ihn angebrüllt, manche warfen Obst nach ihm, und auch Latu, damals viel zu hitzköpfig, viel zu jung und viel zu unreif, hatte ihn in Gedanken schon zurechtgewiesen. Doch dann erschien ein Mann. Er kritisierte die aufgebrachte Meute nicht, fast schon arrogant - Latu erkannte erst später, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Arroganz und Würde gab - ignorierte er sie und bahnte sich einen Weg hindurch, ging zu dem Musiker, ließ ein paar Taler in dessen Hut gleiten und meinte zu ihm, dass dessen Musik bestimmt sehr gut klänge, aber nicht in der heutigen Zeit, dass sie nicht für die heutigen Ohren bestimmt sei, aber in ferner Zukunft, da war er sich sicher, würde dieser damit ein Vermögen verdienen können. Dieser Mann hatte die Meute und Latu in diesem Moment mit seiner Würde und ein paar einfachen Sätzen in ein beschämtes Häuflein Schulkinder verwandelt, das zu keinem bösen Wort mehr fähig war. Und - in Latus Fall zumindest - auch in ein nachdenkliches. Hernach sprach diesen Mann jemand, wohl ein Bediensteter, mit "Kalixtus" an. Ein Name, den Latu seitdem nicht mehr vergessen konnte.


So unbedeutend dieses Ereignis auch gewesen sein mochte, und für Kalixtus war es wahrscheinlich längst vergessen, doch in Latus Gedanken hatte es sich eingebrannt wie ein leuchtendes Fanal. Es war für ihn zu einem Ideal geworden, zu einem Leitbild, wie man schwierigen oder gar enervierenden Menschen begegnen sollte, und erst recht solchen, die überhaupt nichts Böses im Sinn hatten und sich nur unwissend danebenbenahmen: mit Geduld, Nachsicht und einem Funken Wohlwollen. Latu strebte unermüdlich danach, diesem Vorbild gerecht zu werden. Doch sein Streben war viel zu oft von Scheitern geprägt, und nicht selten war es geradezu lächerlich, wie sehr er hinter seinen eigenen Ansprüchen zurückblieb und sich von diesem Ideal entfernte. Besonders seine Zeit als Büttel oder Ratsmitglied war gespickt mit solchen Momenten. Nach jeder harschen Tirade, die er etwa auf Händler losließ, stand ihm jene Szene auf dem Marktplatz wieder vor Augen. Und jedes Mal rügte er sich selbst: ein Narr sei er, unbelehrbar und unfähig, dieses Ideal konsequent zu leben.


Latu war eben Latu, und das wusste jeder. Die Leute hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, seine Eigenarten und Reden mit einem schmunzelnden „Das ist halt Latu!“ abzutun, und selbst er hatte längst akzeptiert, einfach so zu sein, wie er war, unveränderbar und doch auf seine Art einzigartig. Vielleicht war es genau diese Erkenntnis, die ihn dazu trieb, sich zum Priester weihen lassen zu wollen, der Wunsch, sich neu zu erfinden, seinen Mitmenschen mit mehr Offenheit, mehr Freundlichkeit und vor allem auch mehr Verständnis zu begegnen. Nicht nur ihre Probleme zu sehen, sondern sie auch anzunehmen, anstatt alles und jeden stets seiner eigenen Agenda unterzuordnen. Vielleicht war er tatsächlich nur einen Schritt davon entfernt, ein besserer Mensch zu werden – ein Schritt, der ihm jedoch wie eine endlose Reise erschien. Denn jede Tat, jede Begegnung, jedes Wort brachte ihn entweder näher an dieses Ideal heran oder ließ ihn in den Augenblicken seiner Schwächen wieder weit davon abdriften. Wer konnte das schon mit Gewissheit sagen? Der Löwenkopf, dessen stechender Blick Latus Rücken förmlich durchbohrte, war sicherlich nicht derjenige, der diese Gedanken teilen würde. Stumm schien er die Szene zu begutachten – unbeeindruckt, streng und mit einer Haltung, die keinen Raum für menschliche Schwächen ließ. Latu hatte seine geliebte Arkebuse geschultert, ein Prunkstück, auf das er mehr als stolz war, stolzer jedenfalls als auf seine bescheidenen Schießkünste. Aber vielleicht würden sich hier, in der ewigen Stadt, Gelegenheiten finden, diese zu verbessern. Die Büchse war ihm stets wie ein treuer Begleiter, obwohl sie mehr Gewicht als Nutzen brachte. Doch jetzt, unter den prüfenden Augen des Löwenkopfs am Türklopfer, keimte ein rebellischer Gedanke in ihm auf. Er schaute sich hastig um, um sicherzustellen, dass niemand ihn beobachtete, nahm die Waffe von der Schulter und erwog – nur einen flüchtigen Moment lang – ob er den metallenen Löwen wohl damit niederringen könnte. Ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er die Arkebuse in einer Ecke platzierte, weit entfernt von den Blicken allzu Neugieriger. „Es zeugt wohl kaum von Weisheit, schwer bewaffnet um die Gnade des Herrn zu bitten“, dachte er und strich abermals seine gänzlich weiße und blutunbefleckte Kleidung glatt. „Also“, murmelte er, während er sich mit der Hand über den Bart fuhr, „Was sage ich jetzt?“


Er blickte nach oben, als könnte die Decke des Haupthauses ihm eine Antwort flüstern. Natürlich blieb sie stumm, und auch der Löwenkopf schien sich jeglicher Hilfe zu verweigern. „HERR, steh mir bei“, dachte Latu. Vielleicht sollte er kriechend eintreten und mit „Eure Eminenz, hier kniet ein Sünder vor Euch“ beginnen? Nein! Er schüttelte den Kopf. Kalixtus wäre von Kriechern gewiss genauso unbeeindruckt wie von großspurigem Auftreten. Und so entschloss er sich, einfach er selbst zu sein, sich darauf zu besinnen, hier zu lernen und nicht zu belehren.


Er seufzte tief, trat wieder vor das Eichenungetüm und starrte es an, als könnte er es durch schiere Willenskraft dazu bringen, sich für ihn zu öffnen. Doch nichts geschah. Der Löwenkopf schien ihn beinahe herausfordernd anzublicken, und Latu schüttelte den Kopf, als würde er einem unsichtbaren Gesprächspartner recht geben. Schließlich flüsterte er: „Na gut, Latu. Das hier ist dein größter Test. Kein Zurück mehr.“


Mit einem letzten Atemzug straffte er die Schultern, hob das Kinn und griff entschlossen nach dem Messingring, der aus dem Maul des Löwens hing. Das Metall fühlte sich kühl und schwer in seiner Hand an, als würde es seine Unsicherheiten spüren. Er zog daran, zuversichtlich – vielleicht zu zuversichtlich – und ließ ihn wieder los.


Der Klang, der daraufhin ertönte, war nichts weniger als apokalyptisch. Ein ohrenbetäubender Gong hallte durch die Hallen, als hätte jemand beschlossen, alle momentan sich im Haupthaus befindlichen Personen für ein finales Weltgericht zu wecken. Latu fuhr erschrocken zurück, schloss die Augen und verzog das Gesicht, als würde er den drohenden Zorn der Heiligen spüren. Der Klang verklang langsam, ließ jedoch eine dröhnende Stille zurück, die beinahe lauter schien als das Läuten selbst.
„Gut gemacht“, murmelte er trocken zu sich selbst. „Wenn ich jetzt nicht schon durch die Aufnahmeprüfung falle, dann vielleicht, weil ich die Tür mit meinem Enthusiasmus zerstört habe.“
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Seppel



Inscrit le: 20 Juin 2015
Messages: 905

MessagePosté le: Jeu Avr 10, 2025 9:25 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Ein kräftiger Glockenschlag war zu vernehmen, welcher den Dekan aufblicken ließ. Er gab dem eiligst aufgesprungenen Dienstboten ein Zeichen, dass er doch sitzen bleiben möge und erhob sich stattdessen selbst, um zur Tür zu gehen.

Der Stoff seiner Soutane raschelte leise, als er durch den Raum schritt und die Tür schließlich öffnete. "Gott zum Gruße Herr Laturamedus. Wie ich sehe, habt Ihr Euch sogleich auf den Weg gemacht. Bitte tretet doch näher.", sagte er freundlich und ließ seinen Besucher ein.

Mit sanfter Geste wies er zum Besucherstuhl vor dem großen Schreibtisch hin und nahm dann selbst auf der Gegenseite Platz.
_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Laturamedus



Inscrit le: 09 Avr 2025
Messages: 21

MessagePosté le: Ven Avr 11, 2025 8:28 pm    Sujet du message: Répondre en citant

So gewaltig und beeindruckend das Eichenmassiv von einer Tür war, so überwältigend war der Anblick, der sich Latu bot, als diese mit einem schwerfälligen Knarren aufschwang. Ihm gegenüber stand Bischof Josef Freyhofer, gehüllt in eine prächtige Robe, die wie geschaffen schien, das ehrfurchtsvolle Amt des Mannes zu unterstreichen. Für einen Moment fühlte es sich für Latu an, als wäre ihre Unterhaltung im Wirtshaus bei einer Lage Mettbrötchen erst gestern gewesen, ein so seltsam vertrauter, doch zugleich ehrfurchtgebietender Moment.


„Potzblitz!“, entfloh es ihm, als sein Blick in das Allerheiligste fiel, das die massive Tür verborgen hatte. Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und hoffte, dass dieser Gedanke nicht laut geworden war. Der Raum selbst, erfüllt von dem beruhigenden Duft alter Bücher, Papier und Leim, mit einem metallischen Hauch Tinte, tröstete ihn jedoch sofort. Latu liebte diesen Geruch, wie der Hauch einer unsichtbaren Bibliothek, die ihn in ihre Arme schloss.


„Gott zum Gruße, Exzellenz!“, sprach er schließlich und neigte den Kopf in einer Mischung aus Respekt und aufrichtiger Freude. Als der Bischof ihn einlud, hereinzutreten, fügte Latu mit einem kecken Lächeln hinzu: „Selbstverständlich bin ich sofort aufgebrochen. Ich neige nicht dazu, mir erst drei Monate Zeit zu lassen, wenn man mich ruft.“


Der anschließenden Bitte des Bischofs gehorchend, ließ Latu sich auf einem der grünen Sessel nieder, die so bequem aussahen, dass sie die durchaus gesäßfreundlichen Hocker in seinem Wirtshaus glatt wie Folterinstrumente aussehen ließen. Bemüht, die edlen Möbel nicht mit seiner durch die Reise bestimmt leicht staubige Kleidung zu entweihen, blickte er sich um. Während sein Geist noch über die Bedeutung der dicken Folianten in den Regalen hinter dem imposanten Schreibtisch sinnierte, kam ihm der Gedanke, dass dieser Ort vielleicht mehr Prüfungen bereithielt als nur schriftliche. Unwillkürlich legte er den Kopf in den Nacken, um diesen Kron... nein, um diese Mutter aller Kronleuchter zu bewundern, die förmlich schrie: „Bestaunt mich, Sterbliche, und erzittert!“ Dieses Meisterwerk aus Kristallen und Kerzen schien die Verkörperung des Spruchs „Glanz und Gloria“ zu sein ... und gänzlich ohne Zurückhaltung. Die schier unzähligen Kristalle funkelten im Licht wie eingefangene Sternenfragmente, und die geschwungenen Arme des Kronleuchters reckten sich mit der anmaßenden Eleganz eines Adeligen, der gerade seinen Titel verkündet hatte. Wenn das nicht göttlicher Überfluss war, dann wusste er auch nicht weiter. Dieses glänzende Ungetüm war mehr als ein Kronleuchter, es war eine regelrechte Ansage, die nicht um Aufmerksamkeit bat, sondern sie forderte. Eine befehlsgleiche Botschaft, die vermutlich lautete: „Ich bin das Licht, und Du ... na ja, halt nicht. Aber danke, dass Du da bist, um mich zu bewundern.“ Das Konzept hatte definitiv etwas für sich, dachte Latu, denn angehenden Studenten wurden auf Anhieb jegliche Flausen aus dem Kopf getrieben. Wer unter diesem Kronleuchter stand, wurde nicht ermutigt, zu träumen, sondern darauf vorbereitet, Weisheit mit einem gewissen Ehrfurchtsdruck zu erlangen. Insgeheim beneidete Latu den Kronleuchter um dessen Selbstbewusstsein, das keine Fragen zuließ, sondern einfach existierte ... so strahlend, dass man nicht anders konnte, als sich unter diesem prunkvollen Licht ein wenig unscheinbar zu fühlen. Aber spätestens jetzt erschloss sich ihm der wahre Sinn des in Türform gezimmerten Eichenwalds am Eingang. Er war nicht bloß ein Wächter für neugierige Blicke, sondern ein unüberwindbares Bollwerk, das diebisches Gesindel davon abhielt, sich dieses kristallenen Stückes wahrer Handwerkskunst zu bemächtigen.


Langsam, nur sehr langsam konnte er seine Augen von dem Kronleuchter lassen, doch dürfte der Bischof es wohl als sehr unhöflich empfinden, sich mit Latus gestrecktem Hals zu unterhalten. Also seufzte er innerlich, senkte den Kopf und schenkte seiner Exzellenz Josef Freyhofer ein freundliches Lächeln, das den leisen Schmerz des Abschieds vom funkelnden Meisterwerk zu verbergen suchte.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Seppel



Inscrit le: 20 Juin 2015
Messages: 905

MessagePosté le: Sam Avr 12, 2025 7:23 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Die Augen des Schaffhauseners weiteten sich sichtlich, als dieser in den zugegeben imposanten Raum eintrat. Hinzu kam jenes herausgerutschte 'Potzblitz', welches Sepp zum Schmunzeln brachte. Vermutlich ahnte der Mann nicht, wie der Raum aussähe, wenn der Erzbischof ihn selbst eingerichtet hätte.

Es hätte sicherlich ebenso viele Schriften und Papiere im Raum gegeben, aber ebenso gewiss ein absolut spartanisches Mobiliar. Das aber konnte er hier nicht durchsetzen, da man eine Stellung zu wahren hatte. Wie so oft musste der Geistliche somit also mit weit noblerer Ausstattung arbeiten, als es seinem Wesen entsprach. Immerhin aber konnte niemand etwas gegen die einfache Alltagskleidung eines Klerikers in Form der Soutane sagen, die nach Meinung des Erzbischofs und Dekans so ziemlich jedem Anlass angemessen war. Lediglich für die Messen galt es die noblen Messgewänder überzuziehen.

Wie es nun aber mit prachtvoller Ausstattung war, gewöhnte sich das Auge mit der Zeit daran, sodass Josef selbst diesen kaum mehr wahrnahm. Erst als der staunende Blick Laturamedus' bei in den Nacken gelegtem Kopf am Kronleuchter hängen blieb. Und dies vermutlich im vielseitigsten Sinne des Wortes. Bemerkte er selbst diesen wieder. "Keine Sorge, er wird schon nicht herunterfallen und Euch treffen. Ich bin mir sicher, dass er sehr solide an dem Haken dort oben befestigt ist.", meinte er ruhig und tat die wenigen Schritte zum Feuer im Kamin hin, über dem ein Teekessel hing. Geschickt befüllte er zwei Becher mit dem Kräutersud und reichte dem angehenden Studenten ebenfalls einen Becher, bevor er sich mit seinem ihm gegenüber hinsetzte.

Er ließ sich einen Moment Zeit, um die Gesichtszüge des Mannes zu studieren und begann erst nach einiger Zeit der Ruhe mit dem Gespräch:

"Wie ich sah ist es schon eine ganze Zeit her, dass Ihr getauft wurdet. Was bedeutet, dass Ihr die aktuelle Form des Taufunterrichts nie kennengelernt habt. Daher möchte ich zunächst einmal wissen, welche grundlegenden Kenntnisse Ihr bereits über den Glauben habt."

Von ab und an von seinem Teebecher einen Schluck nehmend, blickte er den Mann über den Becherrand hinweg an, während er selbst entspannt zurückgelehnt in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch saß-
_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Laturamedus



Inscrit le: 09 Avr 2025
Messages: 21

MessagePosté le: Dim Avr 13, 2025 10:18 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Obwohl der Bischof versicherte, dass der Kronleuchter sicher und fest von der Decke hing, konnte Latu ein amüsiertes Schmunzeln nicht unterdrücken. Er war überzeugt, dass das Gottvertrauen selbst der Standhaftesten im Glauben ob dieses Kronleuchters hart auf die Probe gestellt würde.


Mit einem höflichen Nicken bedankte der stolze Schaffhauser sich für den Tee, den der Bischof ihm reichte. Als er daran schnupperte und ihn vorsichtig kostete, stellte er überrascht fest, dass Tee nicht nur ein wohlduftendes, sondern auch ein überaus geschmackvolles Getränk sein konnte. Kurz triumphierte er, hatte er doch schon immer vermutet, dass das Gebräu in seiner Heimat, das ganz offensichtlich hergestellt wurde, indem man ein Büschel Gras mit heißem Wasser übergießt, nie im Leben richtiger Tee war. Für einen Moment ließ Latu seinen Gedanken freien Lauf. Sobald er eines Tages nach Schaffhausen zurückkehrte, würde er ganz sicher einen oder zwei römische Teehändler importieren, das war beschlossene Sache. Schließlich könnten diese Meister ihres Fachs ihre hohe Tee-Kunst über die Landesgrenzen hinaus demonstrieren, in einem Land, in dem der sogenannte ,Tee' eher an gebrauchtes und aufgekochtes Zuberwasser erinnerte. Und sollten diese Händler nicht freiwillig mitkommen wollen, dachte er kurz daran, ihnen als Motivation einen Gladiatorenkampf anzudrohen. Natürlich nur als sanften Hinweis auf die möglichen Konsequenzen. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, und er verwarf den Gedanken sogleich. Irgendetwas würde ihm schon einfallen, bisher hatte er immer eine Lösung gefunden, sei sie auch noch so unorthodox.


„Ja,“ begann Latu schließlich, „meine Taufe liegt nun über fünfzehn Jahre zurück, meine ich. Sie fand damals in einem Wirtshaus statt, eine einfache Zeremonie zusammen mit einigen anderen, unter ihnen auch meine Frau. Bruder Weltenbrand – verzeiht mir die saloppe Formulierung – hatte damals alles getauft, was nicht bei drei auf den Bäumen war.“ Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, das jedoch bald einem nachdenklichen Ausdruck wich. „Doch an meinen Taufspruch erinnere ich mich noch heute klar und deutlich: ,Liebt Eure Feinde; tut wohl denen, die Euch hassen; segnet, die Euch verfluchen; bittet für die, die Euch beleidigen.'“ Er seufzte leise und senkte kurz den Blick, bevor er fortfuhr: „Zu meiner Schande muss ich jedoch eingestehen, dass ich in der Befolgung dieses Spruches bislang kläglich gescheitert bin. Es ist mir nie gelungen, jenen, die mir mit Ablehnung begegneten, etwas anderes als meine eigene Antipathie entgegenzusetzen ... ein Charakterfehler, den ich mir fest vorgenommen habe, gründlich zu überarbeiten.“


Die nächste Frage des Bischofs war da schon kniffliger, war sie doch sehr allgemein verfasst, und Latu musste einige Zeit überlegen, wie er die Antwort formulieren sollte. Was wusste der ehrige Oberweißbüttel vom Aristotelischen Glauben? „Nun“, begann er, „im Wesentlichen fußt der Aristotelische Glauben auf dem Versprechen der Gemeinschaft, der sogenannten ,Aristotelischen Freundschaft'. Dieser Aristotelischen Freundschaft wird alles untergeordnet. Denn der Glaube an sie kann Brücken bauen, Schluchten überwinden und ganze Berge versetzen. Sie ist das Gegenteil von Intoleranz, die nur Keile zwischen die Menschen treibt. Sie ermahnt an die einst ritterlichen Tugenden wie ehrenvolle Gerechtigkeit, Unvoreingenommenheit, Aufgeschlossenheit, Verständnis und Menschlichkeit. Eine Gemeinschaft, die diese Freundschaft lebt, blüht förmlich auf, ist freundlicher, produktiver und letzten Endes auch standhafter als jede Eiche.“ Latu blickte bei der letzten Bemerkung schmunzeld kurz zu der Türe, senkte dann aber den Kopf, betrachtete nachdenklich einen imaginären Punkt vor seinen Stiefeln und fuhr fort: „Wir alle wurden vom HERRN erschaffen, sind Teil von ihm und leben, um ihm zu dienen. Zu sündigen bedeutet, sich nicht nur an anderen Menschen, sondern auch am HERRN selbst zu vergehen. Es ist die menschliche Natur, in Gruppen zu leben, in Gemeinschaften, in die Aristotelische Gemeinschaft werden wir durch die Taufe aufgenommen. Daraus folgt, dass solche Gemeinschaften nicht nur wünschenswert, sondern auch vom HERRN gewollt sind.“


Der Weiße schloss die Augen, atmete tief ein, hielt die Luft einen Moment an, bevor er sie langsam wieder ausströmte. Unmerklich schüttelte er den Kopf, während sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete. „Es gibt sieben Tugenden und sieben Sünden, und doch, sei es meiner Nervosität geschuldet oder der schieren Präsenz dieses Kronleuchters, sind mir momentan wohl alle entfallen.“ Etwas ernster nahm Latu den Faden wieder auf. „Wir glauben an Aristoteles,“ begann er, „seinen Propheten, und an Christos, einem Märtyrer. Ich muss jedoch zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich beide bislang kaum näher studiert habe.“


Er ließ es vorerst dabei bewenden, wenngleich er kurz innehielt und überlegte, ob er nicht etwas vergessen hatte. Fast schon sicher war er sich, dass dem so war. Doch vermutlich handelte es sich um Dinge, die so offensichtlich und alltäglich waren, dass sein Verstand es nicht für nötig befunden hatte, sie bewusst hervorzubringen ... ganz so, wie man den Akt des Atmens kaum in den Fokus rückt, wenn man über Gerüche spricht.
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Seppel



Inscrit le: 20 Juin 2015
Messages: 905

MessagePosté le: Lun Avr 14, 2025 10:21 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Aufmerksam lauschte der Dekan den Worten des Mannes. Bei der Beschreibung der Taufe musste er leicht schmunzeln. "Solche Taufen gibt es dieser Tage nicht mehr. Es gibt nunmehr feste Abläufe, die einzuhalten sind. Deswegen wird Euch nun aber niemand das Sakrament absprechen. Keine Sorge.", sagte er und blickte ihn nachdenklich an, "Ich kann Euch verstehen. Es ist eine sehr hohe Messlatte, jenen zu vergeben, die einen verfluchten oder einem schadeten. Doch glaube ich, dass es nicht wirklich darum geht, dies im wahrsten Sinne des Wortes täglich zu leben. Es würde eine Perfektion der Seele erfordern, welche nur dem Allmächtigen gegeben ist. Nein, aber es sollte einen daran erinnern, dass wir alle Fehler machen und man daran arbeiten sollte, diese auch anderen zuzugestehen. Es ist schon viel wert, wenn man in solchen Situationen bedacht reagiert und sich nicht von Emotionen leiten lässt.", sprach er seine persönlichen Gedanken bezüglich des Taufspruches aus.

Den sodann folgenden Antworten bezüglich der Kenntnisse über den Glauben, folgte er konzentriert und machte sich derweil ein paar Notizen. "Gut, damit haben wir ja schon einmal eine brauchbare Basis.", meinte er und blickte Laturamedus direkt an. "Ihr ahnt sicherlich, dass Ihr hier an der Universität dieses Wissen noch um einiges vertiefen werdet... Aber sagt, habt Ihr noch Fragen diesbezüglich an mich? Sonst würde ich Euch direkt als Student einschreiben und für einen Studienraum sorgen."
_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Laturamedus



Inscrit le: 09 Avr 2025
Messages: 21

MessagePosté le: Mar Avr 15, 2025 5:07 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Latu lauschte den sinnierenden Worten des Bischofs, als dieser über seinen Taufspruch sprach. Vollkommenheit, so wusste der büttelweißen Ehrenober, war ihm sicherlich nicht eigen. Doch gerade die Erkenntnis, dass diese höchste Form der Reinheit nur dem HERRN selbst vorbehalten war, brachte ihm eine sonderbare Ruhe. Das Trachten nach etwas, von dem man wusste, dass es unerreichbar bleiben würde, war keine fruchtlose Mühsal, denn es schloss sich nicht gegenseitig aus. Vielmehr wandelte es sich in einen sanfteren, weniger verbissenen Drang, das Unfassbare dennoch zu suchen, und vielleicht war dies sogar die klügere Art des Strebens.

„Nein“, meinte Latu abschließend, „von meiner Seite aus ist eigentlich alles geklärt.“
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Seppel



Inscrit le: 20 Juin 2015
Messages: 905

MessagePosté le: Mar Avr 15, 2025 8:31 pm    Sujet du message: Répondre en citant

Der Geistliche stellte seinen Teebecher auf dem Tisch ab und nickte dem Mann zu. Kurz griff Vater Josef zur Seite und zog eine dicke Kladde heran, in welcher er kurz etwas niederschrieb. Nachdem er die Tinte mit etwas Sand gelöscht hatte, erhob er sich.

"Dann könnt Ihr mir gleich in den zweiten Stock hinauf folgen.", lud er sein Gegenüber schließlich ein.
_________________
Revenir en haut de page
Voir le profil de l'utilisateur Envoyer un message privé
Montrer les messages depuis:   
Poster un nouveau sujet   Répondre au sujet    L'Eglise Aristotelicienne Romaine The Roman and Aristotelic Church Index du Forum -> Pontifica Universitas Studiorum Aristoteliorum Toutes les heures sont au format GMT + 2 Heures
Aller à la page Précédente  1, 2, 3 ... , 16, 17, 18  Suivante
Page 17 sur 18

 
Sauter vers:  
Vous ne pouvez pas poster de nouveaux sujets dans ce forum
Vous ne pouvez pas répondre aux sujets dans ce forum
Vous ne pouvez pas éditer vos messages dans ce forum
Vous ne pouvez pas supprimer vos messages dans ce forum
Vous ne pouvez pas voter dans les sondages de ce forum


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
Traduction par : phpBB-fr.com