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[D]Buch der Tugenden - Die Dialoge des Aristoteles -

 
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Kalixtus
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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 12:22 pm    Sujet du message: [D]Buch der Tugenden - Die Dialoge des Aristoteles - Répondre en citant

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Dernière édition par Kalixtus le Dim Juil 31, 2022 3:19 pm; édité 3 fois
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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 12:28 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel I - Die Geburt -
    Worin man die Worte einführt und worin man von mehr über die Umstände der Geburt des Propheten erfährt


    Das Leben des Aristoteles

    Beschwerlich ist die Aufgabe dessen, der seinen Blick in den Tiefen der vergangenen Jahrhunderte versinken lassen will und der versucht, durch seine Worte in den Herzen die Helden von einst wieder aufleben zu lassen. Wenn es einen gibt, dessen Leben es wert wäre, daß man davon erzähle, ist es dann nicht Aristoteles, dessen Lehren noch immer unser Leben und unseren Tod erhellen?
    Hier ist also, was ich armer Gläubiger Euch zu erzählen verstehe. Falls die Einfachheit des Berichts Euch berührt, falls die edle Figur des Weisen bis zu Eurem Herzen vordringt, so wird mein Werk die Gewalten des Himmels erfreuen.

    Einleitung

    Leben von Aristoteles dem Weisen, Diener des HERRN, dem das göttliche Wort zuteil wurde und der das Kommen des Heils und des Lichtes ankündigte.

    Erstes Kapitel

    Zu dieser Zeit verbreitete sich eine große Neuigkeit in der Stadt Stageira: Die weisen Astrologen fanden gerade einen unbekannten Kometen am Firmament. Sofort versammelte sich der Rat der Stadt auf der Agora und versuchte, die Nachricht zu entschlüsseln, die der Himmel den Menschen übermitteln wollte. Ach! Ihre Herzen waren durch ihren irrigen Glauben an falsche Götter benebelt, und sie verliefen sich in gottlosen Vorschlägen: Für den einen handelte es sich um die Ankunft des Hermes auf seinen geflügelten Füßen. Ein anderer meinte, der Blitz des Zeus würde zwischen die Menschen fahren, und das Ende der Zeiten sei gekommen.
    Nur ein Mann im Rate schwieg: sein Weib war kurz vor der Niederkunft, und die Angst, die ihn fesselte, erlaubte ihm nicht einzugreifen. Dennoch war er weder der am wenigsten weise noch derjenige, der das geringste Gehör fand. Die Vornehmheit und die Ruhe spiegelten sich auf seinem Gesicht ebenso wie die Zeichen schwerer Arbeit und eines Lebens ohne Laschheit.

    Als die Diskussionen an ein Ende kamen, ohne dass sich eine Lösung abzeichnete, kehrte der Mann eilig nach Hause zurück.

    Dort, ausgestreckt auf einem Lager aus Leder, brachte sein Weib soeben einen Sohn zur Welt. Der Mann näherte sich dem Neugeborenen mit Respekt, nahm ihn in seine Arme, hob ihn zum Himmel und sprach: „Himmlische Gewalten, ich vertraue Euch meinen Sohn an. Gewährt ihm ein anständiges und gerechtes Leben. Möge sein Herz rein sein, sein Verstand aufgeweckt und seine Tugend ohne Fehl. Möge Eure Weisheit seine Schritte und seine Gedanken lenken, auf dass seine Existenz wie eine Eiche widerstandsfähig sei gegen die Finsternis, von der die Unglücklichen sich erholen werden.“ Nachdem er das Kind wieder zu seiner Mutter gelegt hatte, kniete er sich an die Bettstatt und verharrte eine lange Zeitlang regungslos, während er sein Weib und seinen Sohn betrachtete.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 12:34 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel II - Die Offenbarung -
    In dem Aristoteles das Wort des Schöpfers empfängt.


    Eines Tages wollte der junge Aristoteles, der erst fünf Jahre alt war, in seinem Dorf Stágeira in der Nähe des Tempels des falschen Gottes Apollo eine Weile verweilen. Der Tempel lag auf einem kleinen Hügel am Ende der Stadt. Das Kind liebte es, die hohen weißen Steinsäulen zu betrachten, die den azurblauen Himmel durchschnitten.

    Als er sich den Stufen des Tempels näherte, blieb er wie von einer unsichtbaren Kraft gelähmt stehen. Da er nicht verstand, was geschehen war, wandte er sich wieder der Stadt zu, um nach seiner Mutter Phaestis zu rufen, die sich in einiger Entfernung von ihm befand. Doch seine Lippen gaben keinen Laut von sich.

    Der Schrecken begann seine Seele zu übermannen, und dann grollte ein Donnerschlag über dem Tempel des falschen Gottes. Ein Blitz schlug in seiner Mitte ein, und der Tempel stürzte zu den Füßen des Kindes ein.

    Dann ertönte in Aristoteles' Herz eine mächtige Stimme, die den Himmel erzittern ließ. Sie sagte: "Das ist es, was meine Macht für die Götzen, die als Götter verehrt werden, bereithält. Suche den einen Gott, suche die Wahrheit und die Schönheit, und dann wird der Tag kommen, an dem alles wiederhergestellt sein wird."

    Tief erschüttert fiel das Kind wie leblos auf den Boden. Als es seine Augen wieder öffnete, befand es sich im Haus seines Vaters, und seine Mutter lehnte sich zärtlich an ihn: "Mein Kind, was ist passiert? Wir haben dich in der Nähe des eingestürzten Tempels gefunden, dein Gesicht zum Himmel gerichtet. Ist dir Gott erschienen? Wer hat den Tempel zerstört?"

    Doch das Kind antwortete nicht. Es schwieg und sah seine Mutter mit den Augen eines Menschen an, der zum ersten Mal sieht.

    Schließlich sprach es: "Meine liebe Mutter, bitte sag mir: Was ist die Wahrheit?"

    Die arme Frau war zwar rechtschaffen, aber leider war ihre Seele noch voller heidnischer Vorstellungen, und sie wusste nicht, wie sie auf diese Frage antworten sollte. Sie lehnte sich an die Stirn ihres Sohnes, umarmte ihn und schloss sanft die Augen.

    "Ich liebe dich, mein Sohn, ist das nicht das Einzige, was zählt? Schlaf jetzt; morgen kommt dein Vater aus dem Krieg zurück, und du musst ausgeruht sein, damit du ihn richtig empfangen kannst."

    Und dann erhob sie sich und verließ das Zimmer, ihr Geist war erfüllt von Schmerz.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 12:44 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel III - Dialog über die Seele. Teil I -
    Worin Aristoteles und Epimanos ermitteln, dass der Mensch einen Geist haben muss, anders als die Tiere.


    Bereits seit einigen Monaten wohnten Aristoteles und seine Familie in Pella, der Hauptstadt von Makedonien. Sein Vater Nicomachos war gerade zum Leibarzt des makedonischen Königs Amyntas III. ernannt worden. Aristoteles' Weisheit wuchs unter der aufgeklärten Leitung seines Privatlehrers. Eines Tages, als Aristoteles aus dem Palast zurückkehrte, setzte er sich auf den Brunnen des Innenhofes zum väterlichen Hause und fragte seinen Lehrer:

    Aristoteles: „Meister, durch welches Wunder kann der Mensch denken, während die Tiere dies nicht können?“

    Sein Lehrer Epimanos antwortete ihm:

      Epimanos: „Wer vermag das Buch der Natur zu lesen und daraus die Geheimnisse der Götter zu ziehen? Aristoteles, ich sage Dir: wir wissen nicht, ob die Tiere nicht denken. Der Mensch denkt, das ist sicher. Aber die Tiere? Sind wir in ihrem Geiste?“

    Aristoteles: „Seid Ihr nicht damit einverstanden, edler Meister, dass der Mensch ohne Unterlaß auf der Suche nach Neuem ist?“

      Epimanos: „Ja, natürlich, selten sieht man einen Menschen, der an seinem Platz bleibt und sich damit zufrieden gibt, was er besitzt und was er weiß.“


    Aristoteles: „Ach ja, das ist wirklich selten. Und oft sage ich mir, es wäre besser für den Menschen, mit dem einfachen Leben der Alten glücklich zu sein. Stets ist es so, dass sich die dauernde Suche sicher immer wieder beim Menschen einfindet. Aber sagt mir, nobler Epimanos, diese Suche des Menschen, ist sie nicht der offensichtlichste Beweis seines Geistes und seiner Intelligenz?“

      Epimanos: „Ich sehe, was Du sagen willst: wenn der Mensch nicht ständig suchte, bedeutete das, dass er zufrieden wäre mit dem, was erhalten habe, dass er nicht erneuerte, ja nicht einmal dächte. In der Tat, allein diese Wißbegier des Menschen garantiert uns die Existenz seines Geistes.“


    Aristoteles: „Tatsächlich, das ist es, was ich sagen wollte. Ich sehe wohl, dass ich Dich nichts lehren kann. Aber laß uns ein wenig weitermachen. Du besitzt doch einen schönen Hund, nicht wahr? Einen Windhund?“

      Epimanos: „Ja, ein Geschenk unseres Königs für meine Dienste an seiner Seite seit dem letzten Krieg gegen die keltischen Invasoren. Ich bin ihm sehr verbunden.“


    Aristoteles: „Ich verstehe Dich. Wenn Du Deinen Hund erziehst, wie machst Du das?“

      Epimanos: „Das ist ganz einfach: ich befehle ihm, etwas zu tun, und wenn er es richtig macht, gebe ich ihm eine Belohnung. Und wenn er es schlecht macht, bestrafe ich ihn leicht.“


    Aristoteles: „Perfekt! Einmal erzogen, wird er immer alles, was Du ihm beigebracht hast, richtig machen, nicht wahr? Er hat verstanden, dass er nicht belohnt werden wird, wenn er nicht macht, was Du von ihm möchtest.“

      Epimanos: „In der Tat. Aber ich sehe nicht, worauf Du hinaus willst.“


    Aristoteles: „Auf dies, mein Meister: dieser so edle und so gut erzogene Hund tut das, was er tut, nur aufgrund dessen, was Du ihm beigebracht hast. Er macht es nicht aus seinem eigenen Antrieb, und einmal erzogen, ist er nicht mehr in der Lage, das zu ändern. Seid Ihr nicht einverstanden?“

      Epimanos: „Es ist wahr, dass man ihn neu erziehen muss, um ihn zu ändern, und dass man ihn bestrafen muss, wo man ihn zuvor belohnt hätte. Und der ärmste würde verrückt. Das wäre skandalös.“


    Aristoteles: „Stimmt. Aber haben wir nicht eben gesagt, es seien die Wissbegier des Menschen und seine Fähigkeit, neue Dinge zu erfinden, die zeigen, dass er einen Geist besitzt?“

      Epimanos: „Das haben wir gesagt. Und wenn ich Dir folge, bedeutet das, dass die Tiere, wie mein Hund, die Ihr Verhalten nicht selbst verändern können, nicht denselben Geist besitzen wie die Menschen.“


    Aristoteles: „Genau! Es ist somit bewiesen, dass es zwischen dem Menschen und den Tieren einen Unterschied gibt. Aber welchen? Weißt Du es?“

      Epimanos: „Nein, ich weiß es nicht. Möchtest Du, dass wir gemeinsam nach einer Antwort dafür suchen?“


    Aristoteles: „Mit Freude! Aber nicht sofort, denn ich sehe meinen Vater vom Königshof zurückkehren, und ich kann es nicht abwarten, die Neuigkeiten vom Palast zu hören. Gehab Dich wohl!“

      Epimanos: „Du ebenfalls, glänzender Schüler!“

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 1:01 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel IV - Was aus der Seele wird Dialog über die Seele. Teil II -
    Worin Aristoteles ermittelt, dass das zukünfige Leben der Seele, das nach dem Tode und der Zerstörung des Fleisches kommt, bereits heute bevorsteht.


    Der Abend sank über die Stadt Pella. Man hörte das Murmeln von Frauen, die an den heidnischen Tempeln die falschen Götter um die Gesundheit des Königs baten. Letzterer lag allerdings bereits im Sterben. Nicomachos, Vater des Aristoteles, befand sich an seinem Bett, um zu versuchen, den Zeitpunkt des Todes zu verzögern und das Leiden zu mildern.

    Aristoteles, nunmehr von vierzehn Jahren, lief ziellos durch die Straßen der Stadt, ohne wahrzunehmen, was um ihn herum vorging. Was würde aus seinem Vater, falls der König stürbe? Natürlich würde er nicht für den Tod verantwortlich gemacht, aber wer wußte schon, was sich übelwollende Höflinge ausdenken und welche Racheakte sich in der Zeit des Interregnums abspielen mochten?
    In der Nähe des Tempels der Proserpina hielt er an. Selbstverständlich glaubte er nicht an die Macht dieser Götter, die ihm nur wie tote Puppen vorkamen, aber im selben Moment lag eine geheime Majestät in dieser Heraufbeschwörung der Göttin der Toten.

    Er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Epimanos.


      Epimanos: „Du betest für den König, Aristoteles?“


    Aristoteles:„Beten? Zu wem sollte ich beten? Und was sollte ich erbitten?“

      Epimanos: „Was möchtest Du erbitten? Dass er lebe natürlich! Und falls Du nicht an diese Göttin glaubst, so glaubst Du doch an eine höhere Macht, die unser Leben lenkt, oder?“

    Aristoteles: „Dass er lebe? Er wird sterben, das weißt Du so gut wie ich. Unsere Gebete können ihm weder die Jugend noch die Gesundheit zurückgeben. Er hat lange Zeit gelebt, und es ist Zeit für ihn zu gehen. Nein, wenn ich bete, so ist es nicht, damit er lebe.“

      Epimanos: „Wofür also dann?“


    Aristoteles: „Was folgt nach dem Leben, Epimanos? Diese einzigartige Seele, die der Mensch besitzt und die uns von den Tieren unterscheidet, überlebt sie dieses Leben?“

      Epimanos: „Ich weiß es nicht, Aristoteles. Meine Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Leben und nicht mit dem Tod. Ich kann Dir sagen, wie man gut lebt, wie man glücklich ist und die alltäglichen Lebewesen versteht, aber nicht, was es nach dem Tod gibt.“


    Aristoteles: „Du kannst mir sagen, wie man gut lebt? Nun, aber! Bist Du nicht damit einverstanden, dass man die Konsequenzen vorhersehen muss, um eine intelligente Handlung vorzunehmen?“

      Epimanos: „Ja, natürlich, das verhindert, Fehler zu machen, schlecht zu handeln oder Situationen falsch zu beurteilen. Es ist wichtig, vorauszuschauen.“


    Aristoteles: „Ja, so hast Du mich seit meiner frühesten Jugend gelehrt. Aber lass uns ein Beispiel nehmen: Stellen wir uns vor, Du möchtest heiraten. Du bist damit einverstanden, dass es eine endgültige Entscheidung ist und Du somit mit Bedacht entscheiden musst?“

      Epimanos: „Selbstverständlich! Unsere Gesetze sehen keine Ehescheidung vor, und ich bin mir sicher, dass jeder, der heiraten will, alles entsprechend regeln wird, damit diese Ehe glücklich sein möge; falls nicht, wäre das der reine Wahnsinn!“


    Aristoteles: „Du denkst genau wie ich, dass diese Ehe sich bereitet, noch bevor man die feierliche Verpflichtung eingeht: man versucht seine Fehler zu korrigieren, gut und liebenswert zu sein, damit sich am Tage der Heirat alles zum besten wende.“

      Epimanos: „Wenn alle diesem Rat folgten, gäbe es mehr glückliche Ehen, aber ich denke in jedem Fall, dass es das ist, was man tun muss.“


    Aristoteles: „Ich bin froh, dass wir einer Meinung sind. Also, um gut leben zu können, muss man wissen, was nach dem Tode ist.“

      Epimanos: „Ah!? Nun kann ich Dir nicht mehr folgen. Was willst Du damit sagen?“


    Aristoteles: „Es ist ganz einfach: Der Tod ist, genauso wie die Heirat, ein endgültiges Ereignis. Man muss sich also gut darauf vorbereiten. Falls es ein Leben nach dem Tod gibt, muss das Leben, das wir vor dem Tod führen, der Vorbereitung auf dieses Leben nach dem Tod gewidmet werden; genauso, wie unser Leben vor der Heirat dem Leben nach der Heirat gewidmet werden muss.“

      Epimanos: „Ich sehe, wohin Du kommen möchtest. Für Dich ist der Tod nur ein Übergang, der in ein anderes Leben führt?


    Aristoteles: „Ja, und unser augenblickliches Leben muss der Vorbereitung auf das zukünftige Leben gewidmet werden.“

      Epimanos: „Aber warum ist dieses zukünftige Leben wichtiger als das augenblickliche? Und wie kannst Du Dir seiner Existenz sicher sein?“


    Aristoteles: „Erinnerst Du Dich unserer Diskussion bezüglich des Unterschiedes zwischen den Tieren und den Menschen?“

      Epimanos: „Ja, derer erinnere ich mich sehr gut. Du sagtest, es gebe einen Unterschied zwischen den beiden, dass der Mensch intelligent sei, während das Tier nichts Neues zu entdecken suche.“


    Aristoteles: „Ja. Aber wie stellt es der Mensch an, Neues zu suchen, dieses Neue in sich und um sich herum zu schaffen?“

      Epimanos: „Nun, wenn ich von meiner eigenen Erfahrung ausgehe, würde ich sagen, ich habe Einfälle, die von niemandem anderen kommen als mir selbst, und ich denke über diese Einfälle nach.“


    Aristoteles: „Ich bin diesbezüglich zur selben Lösung gelangt. Was mich verwunderte, ist, dass es nicht dem, was mich umgibt, sondern mir selbst entstammt, meinem Innern. Es erscheint…“

      Epimanos: „Immateriell, nicht wahr?“


    Aristoteles: „Ja, immateriell. Es war nicht die Folge eines spürbaren Eindrucks, sondern eines immateriellen, spirituellen Eindrucks.“

      Epimanos: „Ich verstehe. Aber welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? Es ist offensichtlich, dass diese Eindrücke von unserer Seele kommen.“


    Aristoteles: „Ja, aber das würde bedeuten, dass unsere Seele immateriell ist, denn das Immaterielle kann nicht aus dem Materiellen entstehen. Niemand kann geben, was er nicht hat. Bist Du nicht derselben Meinung?“

      Epimanos: „Ja, so gesehen ist es verständlich, Aber wohin willst Du damit gelangen?“


    Aristoteles: „Mein Vater ist Arzt, Epimanos, und er hat mir oft den Tod beschrieben: die Materie verfault, zersetzt sich unter dem Einfluss der Zeit. Und sieh Dich um: der Tod ist immer durch die Zerstörung von Materie gekennzeichnet.“

      Epimanos: „Ja, alles auf dieser Welt ist vergänglich, und was die Antiker erbauten, ist schon fast verschwunden.“


    Aristoteles: „Aber, falls Du etwas nimmst, das nicht aus Materie zusammengesetzt ist, wird es verschwinden?“

      Epimanos: „Es scheint mir nicht so: falls es nicht aus Materie zusammengesetzt ist, dann kann es auch nicht zerfallen. Es wird nicht sterben. Somit wird das Gedankengut eines Mannes wie Pythagoras ewig sein und noch in mehr als tausend Jahren fortleben.“


    Aristoteles: „Also denkst Du, dass das Immaterielle nicht stirbt?“

      Epimanos: „Nach alledem, was wir bisher gesagt haben, glaube ich, dass es eine bewiesene Sache ist.“


    Aristoteles: „Also dürfte auch unsere Seele, die immateriell ist, nicht sterben. Wenn wir sterben, verschwindet unser Leib, aber unsere Seele verbleibt. Und es ist dieses Leben der Seele, das das zukünftige Leben ist. Es ist dieses Leben, das unser augenblickliches Leben in unserem Körper vorbereiten muss.“

      Epimanos: „Der sterbende König wird also weiter leben.“


    Aristoteles: „Ja, und damit dieses Leben seiner Seele glücklich sein möge, werde ich heute Abend beten.“

      Epimanos: „Dann werden wir gemeinsam beten.“


    Und mit diesen Worten trennten sich die beiden Freunde, Epimanos kehrte in den Tempel der Proserpina zurück, während Aristoteles sich dem Ausgang der Stadt zuwandte, um auf dem Lande spazieren zu gehen.

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Dernière édition par Kalixtus le Mar Juin 27, 2023 4:12 am; édité 1 fois
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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 1:11 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel V - Irrfahrt -
    Worin Aristoteles feststellt, dass es nicht vernünftig ist mehrere Götter anzubeten und wie in allen dingen die Einheit der Teilung bevorzugen ist.



    Als Aristoteles das Alter von fünfzehn Jahren erreicht hatte, verlor er Vater und Mutter und wurde der Vormundschaft eines nahen Verwandten, Proxenos von Atarneus, anvertraut, der in einer abgelegenen Gegend zwischen Stageira und Athen lebte. Die junge Waise wurde in der harten Bearbeitung der Erde unterrichtet. Dieser Zustand befriedigte ihn überhaupt nicht, war er doch überzeugt, dass sein Geist fähiger war als seine Hände. Er machte oftmals Bekanntschaft mit einfachen Bauern, mit denen Proxenos zusammen arbeitete. Er bewunderte natürlich ihren Gefallen am einfachen Leben, weit entfernt vom hochherrschaftlichen Prunk und Luxus, die, er ahnte es, sicher zum Laster führen. Aber Aristoteles wunderte sich dennoch über ihre Sitten.

    Eines Tages sah er einen von Ihnen sich dem Gebet widmen. Aristoteles erinnerte sich seines letzten Gespräches mit Epimanos und wollte den Bauern auf seinen Fehler ansprechen.



    Aristoteles: „An wen richtet Ihr Eure Gebete, braver Mann?“

      Der Bauer: „Nun, an die Götter, mein junger Freund.“


    Aristoteles: „An die Götter? Aber wer sind sie?“

      Der Bauer: „Sie sind Aphrodite, Apollon, Ares, Artemis, Pallas-Athene, Demeter, Dionysos, Hades, Hermes, Hephaistos, Poseidon und der größte von allen, Zeus Kronion, jeder von ihnen sitzt auf dem Olympos.“


    Aristoteles: „Ah, der Olympos, wo befindet sich dieser?“

      Der Bauer: „Das ist eine wundersame Stadt, hoch oben auf die Spitze eines Berges gesetzt, den niemand je bezwungen hat. Siehst Du den Berg Athos? Der Olympos ist hundert oder tausend Male höher.“


    Aristoteles: „Aber Ihr selbst, habt Ihr Euch nie versucht gefühlt, dieses Gebirge zu besteigen? Seid Ihr nicht neugierig, diese Gottheiten, die Ihr jeden Tag anbetet, mit eigenen Augen zu schauen?“

      Der Bauer: „Oh nein, junger Mann. Ich bin nur ein einfacher Bauer. Mein Platz ist hier, nicht auf dem Olympos.“


    Aristoteles: „Nun denn, wie könnt Ihr an die Realität dieser Götter glauben, wenn Ihr nicht selbst ihre Existenz feststellen konntet?“

      Der Bauer: „Weil man mir beigebracht hat, dass sie existieren und es nötig ist, dass ich sie anbete, damit meine Ernte besser ausfällt und meine Kühe fetter werden.“


    Aristoteles: „Das ist ja eine seltsame Sache. Ihr betet nicht aus Liebe zu dem Göttlichen, sondern aus irdischem Appetit. Ich für meinen Teil denke, es ist irrational, im Spirituellen das Materielle zu suchen. Aber um die Wahrheit zu sagen, es ist nicht nur dies, was ich in dem von Euch gesagten irrational finde.“

      Der Bauer: „Was wirfst Du mir noch vor?“


    Aristoteles: „Nun, es gibt etwas, was ich nicht verstehe: Wieso also sollten mehrere Götter angebetet werden?“

      Der Bauer: „Wie ich es Dir gesagt habe, es ist das, was man mir beigebracht hat, nämlich dass es mehrere sind, und so ist es seit dem Anbeginn der Zeit.“


    Aristoteles: „Das ist ja eine unnötig komplizierte Sache. Wäre es anstelle von mehreren Gottheiten nicht praktischer, nur einer zu huldigen?“

      Der Bauer: „Du beginnst, mich zu hetzen, junger Reisender. Stelle ich Dir Fragen? Frage ich Dich, ob Du Hosen oder einen Rock trägst? Nun lass mich meditieren.“


    Aristoteles: „Nein, nein, das werde ich nicht mehr tun. Du musst nur zugeben, dass einen einzigen Gott anzubeten logischer wäre, braver Bauer. Was erwartet man von einem Gott, wenn nicht, dass er allmächtig und allwissend ist, dass er EINER ist? Mehreren Göttern zu danken, das ist, wie die Kraft auf mehrere zu verteilen, die einer auf sich vereinigen könnte. Ich glaube, in allem ist die Einheit der Aufteilung vorzuziehen.“

      Der Bauer: „Möglicherweise.“


    Aristoteles: „Nein, sicher! Das Göttliche ist ein einheitliches Ganzes, und das Göttliche ist die Perfektion. Also ist die Perfektion Einheit. Die Einheit ist die ideale Form der Dinge.“

      Der Bauer: „Nun gut, junger Mann, ich bin zu dumm, als dass ich mir Deinen Sermon anhören könnte. Ich bin bei weitem nicht belesen. Wenn ich Dir einen Rat gebe, lässt Du mich dann in Frieden?“


    Aristoteles: „Aber ja, das sagt mir zu.“

      Der Bauer: „Geh nach Athen, wenn Proxenos es Dir erlaubt. Dort findest Du einen Gelehrten, der wissen wird, Dir zuzuhören. Man nennt ihn Platon.“


    Aristoteles: „Danke, braver Bauer.“

    Und Proxenos schickte den nunmehr siebzehnjährigen Aristoteles nach Athen und war froh, dass der miserable Bauer ihn verließ.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 1:18 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel VI - Der Meister -
    Worin Aristoteles auf Platon, seinen Lehrer, trifft und ihn mit der Beherrschung des Syllogismus beeindruckt.


    Nach Tagen ermüdender Reise betrat Aristoteles schließlich die Stadt Athen. Was er dort erblickte, verschlug ihm die Sprache. Die Stadt war wundersam und die Architektur von ausgesprochener Reinheit. Die Säulengänge waren von einer Harmonie, die den Verstand raubte. An jeder Straßenecke bescheinigten wimmelnde Märkte die großartige geschäftliche Aktivität, die hier vorherrschte. Es gab eine Vielzahl an Gärten, in denen man kleine Gruppen von Philosophen sehen konnte, die zwischen luxuriösen Pflanzen, unbeschreiblichen Springbrunnen und tausendjährigen Steinen in Sophismen schwelgten. Ein prächtiger Tempel auf einem Plateau dominierte die Stadt.

    Aristoteles war stark beeindruckt, aber fand schließlich die Akademie, an der der berühmte Platon unterrichtete. Die Pracht des Ortes bestürzte, ihn und derartig berauscht irrte er durch die immensen marmornen Gänge des Gebäudes. Seine Schritte führten ihn zu einer schweren Tür, auf der man den Hinweis „Schulzeit Oberstufe“ lesen konnte. Aristoteles hatte niemals ähnliches gesehen und fragte sich, was diese mysteriöse Formel wohl bedeuten könnte, aber er entschied sich, einzutreten und nach dem Weg zu fragen. Das Eintreten war sehr unerquicklich. Unfreundliche ältere Frauen entgegneten spitz, dass „der Professor Platon in der dritten Klasse eines Kurs geben müsste, rechts am Ende des Ganges links, dann zweimal rechts, dann links, dann geradeaus, dann die Treppe B hinauf“. Schließlich machte eine von ihnen Aristoteles mit finsterem Blick verständlich, dass er den Raum sofort zu verlassen habe.

    Nach viel Reiserei und Missfallen bekundenden Blicken von Schülern, die er nach dem Weg gefragt hatte, erreichte er schließlich ein großes Amphitheater, wo sein Eintreten vom Professor bemerkt wurde.

      Platon: „Wie lautet Dein Name, junger Mann?“


    Aristoteles: "Aristoteles."

      Platon: „Sehr gut. Aristoteles, wisse, dass ich in meinem Kurs niemanden akzeptiere, den ich nicht zuvor getestet habe.“


    Aristoteles: „Ich bin bereit.“

      Platon: „Gut. Aristoteles, falls ich Dich zu meinem Unterricht zulasse, werde ich Dir die Grundkenntnisse der Logik beibringen und noch mehr, wenn es Dein Verstand erlaubt. Aber zunächst musst Du lernen, Dich von dem zu verabschieden, was Du als sicher erachtest. Ein guter Philosoph vertraut nur seinem eigenen Verstand und muss in der Lage sein, die verdrehten Argumentationen der Sophisten auseinander zu nehmen, um eine vollkommene Kenntnis der Dinge dieser Welt zu haben. Drum merke Dir dieses: Man muss sagen, dass keine Katze acht Schwänze hat; allerdings hat eine Katze einen Schwanz mehr als keine Katze. Also muss eine Katze neun Schwänze haben.“


    Aristoteles hörte aufmerksam zu.

      Platon: „Nun, kannst Du mir die Absurdität dieses Sophismus’ aufzeigen?“


    Aristoteles überlegte einen Augenblick und legte dann folgendes dar:

    Aristoteles: „Nun gut, lasst uns die Argumentation weiterführen. Eine Katze muss also neun Schwänze haben, weiter hat eine Katze neun Schwänze mehr als keine Katze. Und da keine Katze acht Schwänze hat, muss eine Katze siebzehn Schwänze haben …“

      Platon: „Gut erkannt!“


    Aristoteles: „Wenn man die Argumentation in einer Endlosschleife laufen lässt, widerspricht sie sich selbst. Die Aussage, die daraus folgt, kann daher nur falsch sein.“

      Platon: „Das ist bemerkenswert, junger Mann. Ich sehe, es ist nicht notwendig, Dich in der Kunst des Syllogismus' zu lehren. Er ist Dir angeboren.“


    Und Aristoteles war glücklich, seinen neuen Lehrmeister zufrieden gestellt zu haben.

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    Kapitel VII - Der Bruch -
    Worin Aristoteles mit seinem Meister bricht wegen der finsteren Geschichte der Abbildung der Ideen.


    Aristoteles folgte dem Unterricht des Platon mit großer Wissbegier. Was der Meister sagte, verinnerlichte der Schüler als unumstößliche Wahrheit. Die großen Fähigkeiten des Aristoteles machten aus ihm den bevorzugten Schüler des Platon. Und wenn der Meister ein Prinzip darlegte, fand der Schüler mit ein paar Überlegungen oder passenden Beispielen stets das Mittel, um dessen Exaktheit zu bestätigen.

    Aber eines schönen Tages gab es zwischen Meister und Schüler den ersten Dissens, als Platon das folgende behauptete:


      Platon: „Die Vorstellungen sind eine abstrakte Kreation unseres Verstandes. Sie haben eine Existenz, die ihnen eigen ist.“


    Aristoteles: „Ihr möchtet sagen, Meister, dass nicht ebenso viele Dinge existieren wie Vorstellungen?“

      Platon: „Ja, das ist es, was ich sagen möchte, brillanter Schüler.“


    Aristoteles: „Aber gleichzeitig behauptet Ihr, dass Dinge existieren, ohne mit einer Vorstellung verbunden zu sein, und umgekehrt.“

      Platon: „Tatsächlich ist die Vorstellung ein Produkt des Geistes und die Sache eine der Wirklichkeit. Das sind zwei Dinge, die man auseinanderhalten sollte.“


    Aristoteles: „Das ist schon eine seltsame Ansicht, Meister, also zu trennen, was unzweifelhaft miteinander verbunden ist.“

      Platon: „Was möchtest Du damit sagen?“


    Aristoteles: „Nun, dass eine Vorstellung ohne die Sache, auf die sie sich bezieht, nicht existieren kann.“

      Platon: „Aber was machst Du mit der Abstraktion, Aristoteles?“


    Aristoteles: „Die Abstraktion ist eine Illusion, mein teurer Meister. Die Vorstellung kommt dem Geist nur, wenn die Sache existiert. Wir sind Teile eines Ganzen. Und wenn ein Element vorständlich wird, dann liegt das daran, dass es existiert.“

      Platon: „Aber mit dieser Behauptung leugnest Du die kreative Fähigkeit des Geistes.“


    Aristoteles: „Der Geist macht nichts Anderes als beobachten und feststellen. Die Vorstellungen sind nur das Vermögen des Menschen, seine Umgebung wahrzunehmen. Sie tun nichts weiter als das Wesen der Dinge verständlich zu machen. Und weiter sind die Dinge, die dem Menschen verständlich sind, nur eine Kopie der Vorstellungen, die er sich von ihnen macht. Nichts existiert jenseits der Verständlichkeit.“

    Seitdem bildete sich ein Riss zwischen dem Meister und dem Schüler. Aristoteles, der stets Respekt Platon gegenüber pflegte, den er sich bis zu seinem Tode bewahrte, fällte die Entscheidung, sich von seinem Lehrmeister freizumachen, und verließ Athen.

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Dernière édition par Kalixtus le Lun Sep 18, 2023 6:05 am; édité 1 fois
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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 1:29 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel VIII - Die Einheit Gottes -
    Worin Aristoteles fest ermittelt, dass Gott einzigartig und nicht mannigfaltig ist.



    Als Aristoteles sich philosophisch gereift und der Vormundschaft seines Meisters entwachsen sah, entschloß er, dass es für ihn an der Zeit sei, seine eigene Schule zu gründen. Er wusste, dass Hermeias, Herr von Atarneus und sein langjähriger Freund, in Assos, an der Küste der Troas, einen kleinen Kreis ehemaliger Schüler der Athener Akademie wieder vereint hatte. Also entschied sich Aristoteles, dieses Lehramt zu übernehmen, und gründete somit seine erste Schule.

    Die Akademie des Aristoteles hatte großen Erfolg. Schüler aus ganz Griechenland strömten ihr zu, um die Erleuchtung durch den Meister zu erhalten. An einem schönen Frühlingstag traf ein vielversprechender Schüler auf Aristoteles.



      Der Schüler: „Meister, ich habe wohl überlegt bis hin zu dem Punkt, dass ich nicht mehr schlafen konnte, aber es bleibt immer eine Frage, die an meinem jungen Geist nagt.“


    Aristoteles: „Ich höre Dir zu. Sage mir, was Dich plagt.“

      Der Schüler: „Nun, Meister, Ihr lehrt uns, dass das Universum dynamisch ist, Ihr lehrt uns, dass, wenn das Wesen statisch ist, die Form beweglich sei wie die Welle auf der Wasseroberfläche.“


    Aristoteles: „Ja, das ist wahr.“

      Der Schüler: „Aber, Meister, nach diesem Prinzip korrespondiert jede Aktion mit einer Kraft, wie Ihr es selbst sagt, und folglich korrespondiert auch mit jeder Folge eine Ursache.“


    Aristoteles: „Natürlich.“

      Der Schüler: „Meister, wenn ich auf der Ordnung von Folgen und Ursachen aufbaue, müsste ich auf nur eine einzige Ursache für alle Folgen hinauslaufen. Nun, unbeschadet der Achtung für Euch, ist es allgemein bekannt, dass es viele Götter gibt. Somit müsste die Welt nach Eurem Theorem nur Chaos sein, denn seit dem Anbeginn sind die Ursachen vielfach und lassen sich nicht aufeinander abstimmen. Zumindest zu behaupten, dass alle Götter nur die Folge eines einzelnen sind, der über alle mächtig ist, könnt Ihr mir das erklären?“


    Aristoteles: „Aber, teurer Schüler, die Lösung findet sich in der Darlegung des Problems. Argumentiere ein wenig, mein Freund. Halte Dich an die Prinzipien der Dialektik und des Syllogismus. Es gibt in Deiner Darlegung ein exogenes und parasitäres Element, nämlich das, was Du als Allgemeinwissen behandelst. Ich habe es Dir bereits gesagt: Wir sind Philosophen, und wir können die Wahrheit nur unter Zuhilfenahme unseres Geistes ergründen, der die Substanz beurteilt, und nicht, indem man einige Behauptungen für bare Münze nimmt.“

      Der Schüler: „Was wollt Ihr damit sagen, Meister?“


    Aristoteles: „Ich will sagen, dass, falls Du auf der Ordnung von Ursachen und Folgen aufbaust, Du eine finale Ursache finden wirst, die reine Verständlichkeit, wie Du es gesagt hast. Falls es also allgemein bekannt ist, dass es viele Götter gibt, so ist es damit nicht weniger falsch, denn eine derartige Behauptung widersteht nicht der logischen Prüfung des Satzes.“

      Der Schüler: „Ähm, könnt Ihr etwas deutlicher werden, Meister?“


    Aristoteles: „Natürlich kann ich das, nämlich durch diesen kinderleichten Syllogismus: Eine finale, erste Ursache ist ein reiner Verstand, eine Göttlichkeit. Wenn man sich auf die Ordnung von Ursache und Folge stützt, findet man nur eine einzige erste Ursache. Also ist Gott einmalig.“

      Der Schüler: „Na so was!“


    Aristoteles: „Ich habe es Dich nicht sagen lassen, teurer Schüler. Von Gott gibt es nur einen, diesen festen Motor der Welt, dieser vollkommene Wille, der die Quelle aller Substanz, aller Bewegung ist. Gott ist die kosmische Finalität des Universums.“

    Und der Schüler begab sich zu seinen Hausgöttern zurück, zufrieden mit der Antwort seines Meisters.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 2:45 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel IX - Das Wesen der Sterne -
    Worin Aristoteles einem seiner Schüler zu seiner Weitsicht gratuliert, da er berechtigterweise gepeilt hat, dass die Sterne, wegen ihrer kreisförmigen Bewegungen, von göttlicher Natur sind.



    An einem unbewölkten Tag lud Aristoteles seine Schüler ein, den Sternenhimmel zu bewundern. Alle waren von der Schönheit der Sterne, die wie Fackeln in einem Himmel von Tinte glänzten, in Staunen versetzt. Der Meister zeigte seinen Schülern, dass die Sterne eine charakteristische Bewegung vollführen. Aber einige begann es zu frösteln, und sie wollten heimkehren, um zu Bett zu gehen.


      Sargas: „Meister, wäre es nicht günstiger für uns, mehr zu diskutieren und studieren, statt draußen zu faulenzen?“


    Aristoteles: „Soso, Du denkst, wir faulenzten. Denkst Du nicht, dass die himmlischen Sphären die perfektesten Dinge sind, die es gibt?“

      Sargas: „Ich weiß es nicht.“


    Aristoteles: „Sag mir, auf welche Art und Weise bewegen sich die Sterne?“

      Sagras: „Meister, sie bewegen sich in Kreisen, denn sie sind auf den transparenten, kristallinen Sphären befestigt.“


    Aristoteles: „Gut. Und die Erde, welche Form hat sie?“

      Sargas: „Die Beobachtung der Segel eines Schiffes bei seiner Abfahrt am Horizont zeigt uns, dass sie rund ist.“


    Aristoteles: „Du hörst meinen Lektionen also aufmerksam zu. Die Erde ist sphärisch, und der Himmel besteht aus Sphären, die die Sterne tragen. Der Kreis und die kreisförmige Bewegung sind überall. Nun aber, welche Bewegung ist perfekter als die kreisförmige?“

      Sargas: „Keine, Meister, denn sie genügt sich selbst und übersetzt die Stetigkeit. Die kreisförmige Bewegung ist die perfekte Bewegung schlechthin.“


    Aristoteles: „Nun gut, aber eine perfekte Bewegung kann nur von einer perfekten Macht erschaffen werden. Und die einzige perfekte Macht ist Gott! Liebe Schüler, die Beobachtung der Himmel ermöglicht uns zu verstehen, dass die himmlischen Sphären wohlgeordnet sind. Und diese Perfektion trägt das Zeichen Gottes.“

      Sargas: „Ihr habt Recht, Meister, vielen Dank für dieses Lehrstück.“


    Aristoteles: „Danke mir nicht, danke den Sternen! Wohlan, nimm diese Münzen und schau, dass Du uns von Oinos etwas Wein besorgst.“

      Sargas: „Ich eile, Meister.“


    Sargas kehrte mit Wein für alle Schüler zurück, und sie blieben noch eine wenig, um die Sterne zu betrachten.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 2:50 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel X - Moral -
    Worin Aristoteles noch mehr über den Unterscheid zwischen Gut und Böse spricht.



    An einem rauen Wintertag suchte ein Schüler, der das Ende seiner Lehrzeit erreicht hatte, vor dem Verlassen der Schule Aristoteles auf.



      Der Schüler: „Teurer Meister, nun, da ich mir selbst überlassen werde, gibt es eine Sache, die ich gerne wüsste.“


    Aristoteles: „Ich höre Dir zu, brillanter Schüler.“

      Der Schüler: „Ihr habt mich in bemerkenswerter Weise in der Kunst der Logik und der Wissenschaft der Metaphysik geformt, aber Ihr habt mir nichts bezüglich der Moral gesagt.“


    Aristoteles: „Das ist wahr, mein Freund. Das ist in der Tat eine Lücke in meiner Lehre. Was möchtest Du denn eigentlich wissen?“

      Der Schüler: „Ich denke, es ist für einen Mann wichtig, das Gute vom Schlechten unterscheiden zu können, um sich den Regeln anpassen zu können, die zum ersten führen und das zweite zu verhindern erlauben.“


    Aristoteles: „Natürlich.“

      Der Schüler: „Was mich zu dieser Frage geführt hat, Meister: Was ist das Gute?“


    Aristoteles: „Das ist ein Problem, das derart umfangreich und gleichzeitig von solch kristallklarer Einfachheit ist. Das Gute ist im Prinzip die Perfektion der Natur des Objekts, seiner Substanz.“

      Der Schüler: „Aber wieso, teurer Meister?“


    Aristoteles: „Weil ohne jeden Zweifel das letztmögliche Gute im Göttlichen liegt. Um das Gute zu identifizieren, genügt es also, sich an die Analyse des Wesens des Göttlichen zu halten. Da die Substanz des Allmächtigen die reine und vollkommene Verständlichkeit ist, kann das Gute nur die Perfektion der Substanz und damit der Natur einer Sache sein. Verstehst Du?“

      Der Schüler: „Ja, teurer Meister, ich verstehe.“


    Aristoteles: „Teurer Schüler, ich habe Dich gelehrt, dass die Natur einer Sache ihrer Bestimmung innewohnt, da ja die Bewegung die Substanz des Objektes offenbart. Du weißt also, was die Natur des Menschen ist, nicht wahr?“

      Der Schüler: „Natürlich, Meister, die Natur des Menschen ist, in einer Gemeinschaft zu leben, und diese Gemeinschaft trägt den Namen Stadt.“


    Aristoteles: „Vollkommen richtig. Das Gute des Menschen, das heißt das, was dazu tendiert, die Perfektion seiner eigenen Natur zu verwirklichen, ist also ein Leben, das dem Zweck gewidmet ist, zum Wohle der Stadt die Bedingungen der Harmonie zu sichern. Nun ist aber das Wohl der Stadt all das, was zu seinem Gleichgewicht beiträgt, da es ja die Natur der Gemeinschaft ist, sich fortzusetzen. Somit kannst Du also feststellen, dass das Gute des Menschen zum Wohle der Stadt führt.“

      Der Schüler: „Das ist bemerkenswert!“


    Aristoteles: „In der Tat, das ist es. Siehst Du, der Mensch tut Gutes nur indem er sich vollständig in die Stadt integriert, indem er an der Politik teilnimmt und all sein Mögliches tut, die Harmonie zu erhalten.“

      Der Schüler: „Dann, Meister, ist der gute Mensch also ein Bürger?“


    Aristoteles: „Das habe ich nicht gesagt, teurer Schüler. Ein Sklave kann ein guter Mensch sein, wenn er das Bewusstsein seiner eigenen menschlichen Natur hat und mit ihren Bedingungen zufrieden sein kann, denn damit trägt er zum Gleichgewicht der Stadt bei. Die Politik ist nichts weiter als die Teilnahme an Versammlungen.“

      Der Schüler: „Nun, teuer Meister, das sind Antworten, die mich zufrieden stellen.“


    Aristoteles: „Das freut mich, mein Freund.“

    Nie wieder sah Aristoteles daraufhin seinen Schüler, der der Legende nach, durch die Prinzipien der Tugenden inspiriert, ein vorbildliches Leben führte.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 2:54 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel XI - Der Traum -
    Worin Aristoteles von der idealen Stadt träumt.


    Eines Morgens hatte Aristoteles einen besorgten Gesichtsausdruck. Sein treuer Schüler Sargas, der seit Monaten die Schule besuchte, besuchte ihn, um sich nach dessen Schicksal zu erkundigen. Der Meister gab ihm diese Antwort …


    Aristoteles: „Letzte Nacht hatte ich einen Traum, mein teurer Schüler.“

      Sargas: „Ja, Meister? Erzählt ihn mir.“


    Aristoteles: „Aber natürlich. Ich habe geträumt, dass es im Orient eine wundersame Stadt gab.“

      Sargas: „Welche Art von Stadt?“


    Aristoteles: „Eine ideale, vollkommene Stadt, in der alle in einer fabelhaften Harmonie lebten. Das Gleichgewicht war dort derart solide, daß nichts es stören konnte, nicht einmal das Kommen eines Fremden, wie ich es in meiner Vorstellung war. Ich bin dort eingedrungen, habe meine Bräuche eingeführt, die ich nun als verdorben bezeichnen würde, aber ich wurde dort wie ein Bruder aufgenommen.“

      Sargas: „Welches waren ihre Prinzipien, Meister?“


    Aristoteles: „Diese Stadt ist gemäß dem Prinzip von drei konzentrischen Kreisen organisiert, oder drei Bürgerklassen, wenn Du es so möchtest.

    Ich werde damit beginnen, Dir zu beschreiben, woraus die niedrigste der Klassen sich zusammensetzt, nämlich die der Produzenten, die eherne Klasse. Sie stellen die Mehrheit dar und leben friedlich von ihrem Ackerbau und ihrer Viehzucht. Sie nehmen sich, was zu ihrem Lebensunterhalt und dem ihrer Familien sowie für ihre eigene Produktion notwendig ist, und geben den Rest den höheren Klassen. Auch wenn diese Menschen die Basis der Stadt bilden, so ist ihr Los dennoch beneidenswert. Sie kennen die Freuden der Ruhe, eines einfachen Lebens im Dienste der Allgemeinheit. Sie geben sich der physischen Aktivität hin, die eine reguläre Arbeit übertrifft und ihre Körper in Form hält, sie möblieren ihre freie Zeit mit der Betrachtung der Dinge der Natur, mit der Erziehung der Kinder, denen die Menschen dort die höchste Achtung entgegenbringen, und mit dem Gebet, indem sie ihre Lobpreisungen dem Gott darbringen, der ihnen die Freuden geschenkt hat, von denen sie profitieren.

    Die zweite Bürgerklasse, die Klasse des Geldes, ist die der Wächter, der Soldaten. Jene dürfen sich dem Müßiggang hingeben und profitieren in Zeiten des Friedens von einer kostenlosen Substanz, die ihnen von den Produzenten gestellt wird. Sie philosophieren, bewundern ebenfalls die Gefälligkeiten der Natur, belehren sich unabhängig vom Alter, üben sich im Umgang mit den Waffen. In Zeiten des Krieges sind sie die eifrigsten Verteidiger der Stadt. Nichts kommt ihrem Mute gleich, und für den Erhalt der Gemeinschaft oder um ihren Glauben zu verteidigen, den sie sehr hoch schätzen, würden sie ihr Leben ohne Zögern hingeben. Auf dem Rückweg aus den Kämpfen werden sie wie Helden empfangen. Man setzt Lorbeerkränze auf ihre Häupter, man behandelt sie wie Prinzen und zu ihren Ehren werden fabelhafte Festessen gegeben. Sie werden im Triumph vom Volk getragen und von den Frauen geliebt.

    Die dritte Klasse der Bürger ist die der Philosophen-Könige, die Klasse des Goldes. Jene sind die ältesten, auserwählt aus den Wächtern, die sich als am tapfersten, am tauglichsten für die Führung und am begabtesten in Sachen der Philosophie erwiesen haben. Ihr einziges Gut ist die Vernunft, denn sie sind von ihrem irdischen Besitz befreit. Ihr Glaube an Gott ist ihre einzige Waffe. Sie erklären sich durch die Praxis der Tugenden in der vollkommensten Weise. Sie sind für alle ein Beispiel, und das Volk ist glücklich, ein wenig seines Besitzes zu opfern, um das Überleben seiner Meister zu sichern. Die Philosophen-Könige bilden die Regierung der Stadt. Sie entscheiden gemeinsam über ihre Zukunft. Gleichzeitig sind sie die Minister der Gottesverehrung für den Allmächtigen, und dort ist ihre Legitimität begründet. Von Seiten ihres Priesterverhältnisses hält man ihre Fähigkeiten für von dem Allmächtigen eingegeben. Sie organisieren die Gemeinschaft der Stadt, planen die Produktion, sprechen Recht und machen die Gesetze.“

      Sargas: „Bei meinem Glauben, eine wunderbare Stadt, die Ihr mir beschreibt.“


    Aristoteles: „Natürlich, das ist richtig. Und ich bin der inneren Überzeugung, dass diese Stadt irgendwo existieren muß.“

      Sargas: „Glaubt Ihr, Meister? Ist es nicht einfach nur ein Traum?“


    Aristoteles: „Nein, ich glaube eher, daß es sich um eine Vorahnung handelt. Und ich möchte mich selbst davon vergewissern. Meine Zeit hier ist vorüber, und von Deinem Zustand als Schüler wirst Du zum Meister wechseln. Die Schule gehört Dir.“

      Sargas: „Wie, Meister? Aber ich habe noch viel zu lernen.“


    Aristoteles: „Von mir nicht, lieber Freund.“

    Und der noch immer erschütterte Meister ließ Sargas fassungslos zurück, um sich um die Vorbereitungen seiner Reise in den Orient zu kümmern.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 2:58 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel XII - Der Eremit -
    Worin Aristoteles die gesellige Natur der Menschen bekräftigt.



    Aristoteles wanderte in Attika, als er einem entfernten Verwandten, der in Theben lebte, einen Besuch abstattete. Er war allein und hatte die Verantwortung für seine Schule seinen besten Schülern übertragen. Aber an einer Weggabelung irrte er sich im Weg, und statt wieder ins Flachland und zur Stadt hinunter zu gehen, bestieg er die Hügel. Nach zwei Stunden des Marsches wurde er sich seines Irrtums bewusst und erblickte plötzlich eine einsame Behausung. Er beschloss, dorthin zu gehen, um für den weiter zu folgenden Weg um Rat zu fragen.

    Als er nach und nach näher kam, bemerkte er, dass das, was von weitem wie ein Haus ausgesehen hatte, nur eine üble, an den Felsen angelehnte Hütte war, die grob den Zugang zu einer Höhle verdeckte.

    Er klopfte an der Tür, und man öffnete ihm. Der alte Mann war kaum und nur in Lumpen gekleidet. Er war abgemagert und struppig.



    Aristoteles: „Guten Tag, alter Mann. Ich habe mich verlaufen und suche den Weg nach Megara.“

      Eremit: „Du wirst verloren sein, wenn du dorthin gehst.“


    Aristoteles: „Ich habe keine Erinnerung daran, dass die Stadt oder ihre Umgebung zu diesem Zeitpunkt von Räubern bevölkert sei.“

      Eremit: „Wer hat Dir denn etwas von Räubern erzählt? Sie ist von Menschen bevölkert. Das ist wohl bereits gefährlich genug.“


    Da verstand Aristoteles, dass er es mit einem Eremiten zu tun hatte.

    Aristoteles: „Sage mir, bist Du glücklich?“

      Eremit: „Ob ich glücklich bin? Und wie! Ich habe alles, was ich benötige: Das Wasser des Flusses, Oliven, einen kleinen Garten. Und da ich mit meinen Händen nicht ungewandt bin, stelle ich her, was ich benötige. Ich brauche nichts und niemanden. Ich bin vollkommen glücklich.“


    Aristoteles: „Ein Mensch kann mit einem solchen Leben nicht zufrieden sein. Oder er ist nicht vollkommen menschlich.“

      Eremit: „Dummes Zeug! Ich bin der beste Mensch.“


    Aristoteles: „Woher weißt Du das, der Du die anderen nicht kennst? Mensch zu sein, das ist nach der Tugend zu leben. Und die Tugend ist eine praktische Erfahrung, die man nur zusammen mit anderen zum Ausdruck bringen kann. Du lebst natürlich, aber Du praktizierst keine Tugend, da es niemanden gibt, mit dem Du sie ausüben könntest. Du lebst wie ein Bär, unabhängig. Aber hat man schon einen Bären eine Tugend beweisen gesehen? Du bist kein glücklicher Mann, weil Du noch nicht einmal ein Mensch bist. Ein Mensch hat Freunde; wo sind Deine?“

      Eremit: „Meine Freunde sind die Natur, meine Oliven, mein Gemüse.“


    Aristoteles: „Eine wirkliche Freundschaft ergibt sich unter Gleichen. Du bist also einer Olive gleich: gepflanzt und unbeweglich. Du überlebst am Rande der Stadt, statt an ihr teilzuhaben, wie es jeder wahrhaftige Mensch tut. Ich werde Dich also Wurzeln schlagen lassen. Adieu!“

    Also machte sich Aristoteles wieder auf den Weg und stieg nach Megara hinab.

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 3:03 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel XIII - Empfang bei Polyphilos -
    Worin Aristoteles sagt, dass man sich mit den echten Freunden umgeben können muss.



    Aristoteles war zu einem Empfang eines reichen athenischen Kaufmanns, der gleichzeitig das Amt des Archonten führte, eingeladen gewesen. Er hieß Polyphilos. Da war ein reicher und mächtiger Mann, mit einer Leidenschaft für die Philosophie. Er kam oft, um Aristoteles zuzuhören, so oft es seine Aufgaben und seine Stellung erlaubten. Sein Haus war zum Bersten gefüllt, und seine Tafeln überbordeten von Speisen.

    Aristoteles hielt einen Weinbecher, den er gerade an der Schale gefüllt hatte.Er nahm ein gefülltes Weinblatt, als sich Polyphilos ihm näherte.



      Polyphilos: Aristoteles, teurer Lehrmeister. Wie findet Ihr diesen Empfang?


    Aristoteles: Ich gebe zu, daß ich kleinere Gesellschaften bevorzuge; man versteht sich hier gar nicht. Aber Euer Haus ist prachtvoll und das Festmahl ist größerer Könige würdig.

      Polyphilos: Vielen Dank für die Komplimente. Aber nichts ist mir für meine Freunde zu schön, und ich liebe es, sie alle um mich zu haben.


    Aristoteles: All diese Menschen hier sind also Eure Freunde?

      Polyphilos: Selbstverständlich. Niemand kommt hier herein, der nicht mein Freund ist.


    Aristoteles: Ich sehe dennoch Menschen jeder sozialen Schicht, welche verschiedene Ämter der Stadt bekleiden.

      Polyphilos: Und weiter? Ich bin nicht unnahbar. Ich überlasse das den Neureichen.


    Aristoteles: Natürlich, das gereicht Euch alles zur Ehre. Aber es kann sich um keine wirkliche Freundschaft handeln. Ein wahrer Freund ist einem gleich, denn die Freundschaft muss immer völlig gegenseitig und gerecht sein. Wenn sie das nicht ist, dann ist es keine Freundschaft mehr sondern Ausnutzung. En König kann von einem Bettler nichts erwarten, letzterer ist nicht in der Lage, ihm im Bedarfsfalle zu helfen. Die Hilfe aber ist die Basis der Freundschaft. Also ist Freundschaft zwischen zu unterschiedlichen Personen unmöglich.

    Der junge Sohn des Polyphilos hatte sich genähert.

      Eumónos: Ich sage das meinem Vater immer wieder. Diese Menschen sind nicht seine Freunde, und er sollte seine Distanz wahren.


    Aristoteles: Das bedeutete, in das gegensätzliche Extrem zu verfallen, junger Mann. Die Freundschaft ist das größte Gut des Menschen. Sie knüpft die Verbindungen der Gemeinwesen. Und die Gemeinwesen wiederum bilden die Stadt. Die Freundschaft erlaubt die sozialen Beziehungen, und so kann der Mensch an den Belangen der Stadt teilhaben. Und da die Kardinaltugend des Menschen die Teilnahme am Leben der Stadt ist, ist die Freundschaft eine unerläßliche Sache.

      Eumónos: Aber wie findet man einen passend gleichen Menschen?


    Aristoteles: Das ist nicht notwendig. Es darf nur vor allem die Ausnutzung bei einem der vermeintlichen Freunde nicht zu ausgeprägt sein. Das richtige Mittel der Tugend ist, sich mit wahrhaften Freunden zu umgeben zu wissen, mit Menschen, die auf Euch zählen können, und auf die Ihr zählen könnt.

    Polyphilos und Eumónos nickten die Köpfe, um ihre Zustimmung zu zeigen. Aristoteles entfernte sich einige Schritte, bevor er sich umdrehte.

    Aristoteles: Diese Weinblätter sind köstlich, genauso köstlich wie der Rat eines Freundes, findet Ihr nicht?

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MessagePosté le: Dim Juil 31, 2022 3:08 pm    Sujet du message: Répondre en citant

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    Kapitel XIV - Der junge Philosoph -
    Worin Aristoteles mit Epikur die Idee von Gott diskutiert.



    Aristoteles hatte seinen Lebensabend erreicht. Sein Ruf hatte die Meere, die Hellas umgaben, überschritten. Aber der alte Meister liebte es mehr und mehr, in den Ländereien spazierenzugehen, die an Athen angrenzten. Eines Tages bemerkte er, als er das Westtor durchschritt, eine Gruppe junger Leute, die in einem Garten saßen. Einer von ihnen hielt sich unter einem Olivenbaum auf; er schien ihre Diskussion zu leiten. Wenn auch das Alter den Körper Aristoteles’ abgestumpft hat, so waren sein Geist und seine Neugier noch immer genauso geschärft wie die Klinge einer Sichel. Er näherte sich der Gruppe. Da bemerkte er, daß sie über Philosophie sprachen.



      Ein Jüngling: Oh Epikouros, erzähle uns von den Göttern.


      Epicurus: Was ist das, ein Gott, wenn nicht ein perfektes Wesen und damit ein vollkommen glückliches Wesen? Und wenn sie perfekt sind, sind sie unbestechlich, also ist Ihr Glück ewig. Und wieso sorgen sich die Götter um uns? Wir sollten uns nicht für die Götter interessieren, denn umgekehrt haben auch sie kein Interesse an unseren niederen Belangen.


    Aristoteles: Was für Dummheiten!

    Während sich alle umdrehten, um zu sehen, wer die Worte gesprochen hatte, näherte Aristoteles sich, wählte einen Stein und setzte sich darauf.

      Epikouros: Du bist nicht einverstanden mit dem, was ich eben sagte?


    Aristoteles: Wie könnte ich, wenn es doch falsch ist? Du sagst, daß die Götter perfekt sind, nicht wahr? Aber übelege, was das ist: Perfektion. Die Perfektion ist nicht nur physisch, sie ist auch moralisch. Ein Gott muss zwingend moralisch perfekt sein, also tugendhaft, also gut.

      Epikouros: Aber es ist nicht notwendig, daß er gut ist. Er ist so perfekt, daß er sich nicht um uns kümmert.


    Aristoteles: Ganz im Gegenteil, seine Perfektion verpflichtet ihn, sich um alles zu kümmern, denn ohne dies fehlte ihm etwas und er wäre nicht perfekt. Und dann sprichst Du von Göttern; es gibt dennoch nur einen einzigen. Wie könnte ein perfektes Wesen neben einem anderen existieren? Außerdem, wenn es perfekt ist, ist es einzigartig, denn jede andere Perfektion außerhalb der seinen kann ihm nur abgezogen werden.

      Epikouros: Die Einzigartigkeit kann nicht Vielheit verursachen. Falls Dein perfektes Wesen existiert, kann nichts an seiner Seite bestehen.


    Aristoteles: Das Argument ist schön, aber es ist unnütz, denn offenbar existieren wir, und erwiesenermaßen existiert Gott. Ich würde sogar sagen, unsere Existenz impliziert die Gottes. Jede Wirkung hat eine Ursache. Die Existenz selbst muß eine Ursache haben, die wiederum selbst eine Ursache hat… Wenn man den Rückweg in die Unendlichkeit verhinden möchte, muß man eine erste Ursache postulieren. Nun, wer anderes kann dieser erste Grund sein, wenn nicht ein derart perfektes Wesen, daß es weder Anfang noch Ende hat? Diese erste Ursache ist der Quell aller Ursachen. Diese Diskussion hat übrigens mehrere Ursachen.

      Epikouros: Du machst mich neugierig...


    Aristoteles: Dann bist Du weniger verbohrt, als ich es gedacht hatte. Höre also gut zu, welches die anderen Ursachen unserer Diskussion sind. Der materielle Grund, das bist Du, denn Du bist hier, und Deine Worte haben diese Diskussion provoziert. Du bist die erste Materie. Die wirksame Ursache, das bin ich, denn ich bin es, der etwas Weisheit in Dich geträufelt hat. Ich bin Künstler. Die formale Ursache, das ist die Dialektik, die Du noch zu meistern lernen musst. Das ist die Technik der Kunst. Und die finale Ursache, das ist die Wahrheit, die sie in Deine Seele verpflanzt hat. Das ist das vollendete Werk.

    Aristoteles erhob sich, als der junge Philosoph nichts mehr zu erwidern wusste. Er klopfte den Staub von seiner Kleidung ging ohne ein weiteres Wort. In einiger Distanz erhob er seine Augen zum Himmel und sprach die Worte:

    Dieser junge Mann wird weit gehen. Seine Vorstellungen drohen, sich schnell zu verbreiten. Hoffen wir, daß andere kommen werden, die mein Werk weiter verfolgen und diese Art der Gedanken jagen werden.

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